Die erste Pilotstudie der Max-Planck-Forscher hat nicht auf Anhieb das erhoffte Ergebnis gebracht. Denn um die Wanderungsbewegungen und Verwandtschaftsverhältnisse des Menschen nachvollziehen zu können, benötigt man ein Bakterium, dessen Genetik diese Veränderungen ebenfalls widerspiegelt. Das Genmaterial einer solchen Speichel-Mikrobe müsste sich daher zwischen verschiedenen Regionen und Volksstämmen deutlich unterscheiden.
Damit Speichel zukünftig einmal ähnlich sinnvoll genutzt werden kann wie Magenproben mit dem Bakterium Helicobacter pylori, bleibt für die Forscher daher noch einiges zu tun: Nützlich wird das Ganze nur dann, wenn sie in der Spucke eine Mikrobe entdecken, die ähnlich eng wie das Magenbakterium an den Menschen angepasst ist und die sich gemeinsam mit ihm ausbreitete.
Welche Rolle spielt die Ernährung?
Einen leichte Tendenz fanden die Forscher aber doch: Je weiter ein Mensch vom Äquator entfernt lebte, desto stärker wich auch sein Speichel-Mikrobiom von dem der anderen ab. Woran dies liegt, wollen die Wissenschaftler herausfinden. Gegenwärtig untersuchen sie daher auch den Einfluss von Ernährungsunterschieden zwischen den Populationen auf das Speichel-Mikrobiom.
Außerdem gehen die Forscher der Frage nach, wie sich das Speichel-Mikrobiom eines Individuums im Laufe der Zeit verändert. Darüber hinaus wollen sie spezifische Bakterien als potenzielle Marker für weiterführende Studien zu menschlichen Migrationen identifizieren. Mit dieser Arbeit hoffen die Wissenschaftler, dann langfristig weitere Einblicke in die Populationsgeschichte des Menschen zu gewinnen.
Mark Stoneking, MPI für evolutionäre Anthrolopologie / Redaktion scinexx
Stand: 28.10.2011