Vor allem zu Beginn der Dinosaurier-Forschung – vor über 100 Jahren – galten die Riesenechsen als ausgesprochen dumm, schwerfällig und blutrünstig. Lange Zeit blieb man bei dieser Fehleinschätzung, so dass der Begriff Dinosaurier sich im allgemeinen Sprachgebrauch als Synonym für etwas Altertümliches und Stumpfsinniges etablierte.
Doch im Laufe der Zeit wandelte sich dieses Bild, das mit seiner pauschalen Aussage auch allen Dinosaurier-Arten gar nicht gerecht werden konnte. Vor allem die kleinen und flinken Raubdinosauriern – wie die Saurornithoides – waren ziemlich schlau. Sie hatten das größte Gehirn aller Dinosaurier, es hatte ungefähr die Größe eines Säugetier- oder Vogelgehirns. Vom „IQ“ her waren die Dinosaurier intelligenter als andere Reptilien und werden deshalb auch eher mit Vögeln und Säugetieren verglichen. Das im Verhältnis zum Körper kleinste Gehirn hatten die Panzer- und Stacheldinosaurier. Stegosaurus beispielsweise, der so groß war wie ein Elefant, hatte nur ein Gehirn in der Größe einer Walnuss…
Ein weiteres Indiz für ihre – relative – Intelligenz ist der von den Dinosauriern betriebene Nestbau. Eine „dumme“ Tierart ist dazu nicht in der Lage. Der Aufbau der gefundenen fossilen Nistplätze, die teilweise von vielen Tieren über mehrere Jahre benutzt wurden, gab Hinweise darauf, dass es bei den Dinosauriern schon so etwas wie elterliche Fürsorge für die Dinosaurierbabies gegeben haben muss.
Brutpflege bei Dinosauriern?
Die ersten Dinosauriereier wurden im 19. Jahrhundert in Südfrankreich gefunden, die ersten versteinerten Eigelege 1923 in der Wüste Gobi und die schönsten Dinosauriernester entdeckten Paläontologen 1978 in Montana/USA. Die Funde von zertretenen Eierschalen und Jungtieren mit nur geringfügig abgenutzten Zähnen lassen vermuten, dass die kleinen Dinosaurier nach dem Schlüpfen noch längere Zeit im Nest blieben und von den Müttern bewacht und gefüttert wurden. Aber auch bei den Dinosauriern gab es Nesthocker und Nestflüchter – je nach Art. Die Nestflüchter – wie zum Beispiel die Jungtiere der Gazellendinosaurier – verließen sofort das Nest und gründeten in der Nähe der Eltern eine Kindergruppe.
Auch das gemeinsame Jagen in kleinen Gruppen lässt auf ein ausgeprägtes Gemeinschaftsleben und Sozialverhalten der Dinosaurier schließen. Pflanzenfresser schützten sich, in dem sie sich zu großen Herden zusammenschlossen und so durchs Land zogen. Auch anhand von versteinerten Fußspuren lässt sich nachweisen, dass einige Dinosaurier-Arten – vor allem Pflanzenfresser – in Herden lebten. In einer Gesteinsschicht in Texas sieht man beispielsweise noch heute die unterschiedlich großen Spuren von 20 Riesendinosaurien. Sie liefen alle nebeneinander – die Jungtiere befanden sich in der sicheren Mitte der Herde. Fußabdrücke der riesigen Raubdinosaurier, wie dem Tyrannosaurus rex, wurden bis jetzt aber nur vereinzelt gefunden.
All das setzt aber eine relativ hohe Intelligenz voraus. So dumm können die Dinosaurier also nicht gewesen sein…
Stand: 15.08.2000