Die brutalsten Materie-Piraten im Sternenreich sind natürlich die Schwarzen Löcher. Von ihnen angesaugte Materie nähert sich ebenfalls in einem flachen, scheibenförmigen Bereich – der Akkretionsscheibe – auf spiralförmigen Bahnen der Grenze zwischen unserer Welt und der des Schwarzen Loches. In der Nähe dieses Ereignis-Horizontes erreicht die einstürzende Materie beinahe Lichtgeschwindigkeit.
Beim Materiekollaps ins Schwarze Loch wird Röntgenstrahlung frei, mit der das an sich unsichtbare Objekt indirekt nachgewiesen werden kann. Ein ultradichter Kannibale, entweder ein Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch, treibt auch den Motor des einmaligen Gebildes »Stephenson-Sanduleak 433«, kurz SS 433 im Sternbild Adler an. Hierbei handelt es sich um ein Doppelsystem, in dem die unsichtbare Komponente aus voller Kraft an einem bis zu 20 Sonnenmassen »schweren« Sternriesen nuckelt.
Die auf den superdichten Begleiter fallende Materie wird großteils über die Akkretionsscheibe aufgenommen, ein Teil aber erreicht den kompakten Stern nicht, sondern wird über zwei gegenüberliegende, enge Jets mit rund einem Viertel der Lichtgeschwindigkeit ins All geschossen. Möglicherweise liegt das daran, dass die Temperatur der Akkretionsscheibe extrem hoch ist.
Diese gleichermaßen seltsame wie seltene Konfiguration entstand wohl als Resultat einer einstigen Supernova-Explosion, in deren Überrest mit dem nüchternen Namen »W 50« sich auch SS 433 befindet, rund 18.000 Lichtjahre von uns entfernt. Manche Astronomen sind der Ansicht, hier so etwas wie einen Mini-Quasar vor Augen zu haben, eine Art Modell für weit größere, ähnlich gebaute Objekte am Rande des Universums.
Stand: 07.07.2001