- Über 2.700 Kilometer fließt der Ganges durch den Norden Indiens und mit dem größten Delta der Welt durch den kleinen asiatischen Staat Bangladesh. Hier bestimmt er das tägliche Leben und für die Anhänger des Hinduismus ist der Ganges der heiligste aller Flüsse.
- Indien ist ein Land der Gegensätze in vielerlei Hinsicht. Das siebtgrößte Land der Welt hat mit seiner Einwohnerzahl vor knapp zwei Jahren die Milliardengrenze durchbrochen. Weite Teile des Landes gelten daher als überbevölkert. Die soziale Struktur ist zudem durch eine große Heterogenität gekennzeichnet. Hunderte von Sprachen und nahezu alle Religionen sind auf diesem Teilkontinent vertreten.
- In der kleinen Volksrepublik Bangladesh leben auf einer Fläche von knapp 150.000 Quadratkilometern über 120 Millionen Einwohner. Das Land zählt damit zu den am dichtesten besiedelten Ländern der Welt.
Der heilige Ganges
- Laut der indischen Mythologie wurde der Fluss den Menschen von der Fruchtbarkeitsgöttin Ganga geschenkt. Er verkörpert daher die Kraft der Götter und sein Wasser ist heilig. Ein Bad im Ganges erlöst die Menschen somit von ihren Sünden.
- Die Hindus pilgern daher regelmäßig zum heiligen Fluss. Eines der größten Feste findet alle zwölf Jahre in der Nähe der Stadt Allahabad statt, das indische Pilgerfest Kumbh Mela. Am 24. Januar 2001 nahmen hier etwa 30 Millionen ihr erlösendes Bad im Ganges.
- Viele Gläubige pilgern in die heiligste Stadt Indiens nach Varanasi. Die ist aber nicht nur die Stadt, in der sich die Lebenden durch Waschungen von ihren Sünden befreien, sie hat vor allem eine zentrale Bedeutung für die Sterbenden. Wer hier stirbt, entgeht dem Glauben nach dem Kreislauf der Wiedergeburt und steigt mit einer reinen Seele zum Höchsten auf.
Der Fluss in Gefahr
- Die Hindus glauben ein Bad im Ganges reinigt ihre Seele. Doch mit dieser Waschung setzen sie ihre Körper einer hochgradigen Verseuchung aus, denn der Ganges zählt zu den sieben am stärksten verschmutzten und gefährdeten Flüssen der Welt. Der Fluss ist voll mit Industrieabwässern, Hausmüll, Plastiksäcken und nicht selten treiben faulende Leichen den Strom entlang.
- Die indische Regierung stellte daher 1985 den National River Action Plan auf. In zwei Phasen sollten zahlreiche Städte entlang des Flusslaufes Kläranlagen erhalten. Die Ziele wurden jedoch nicht erfüllt. Viele der gebauten Anlagen sind zudem gar nicht in Betrieb.
- Die Verschutzung wirkt sich auch auf den Fischbestand im Fluss aus, der sich immer weiter reduziert. Viele Arten, wie zum Beispiel der Ganges-Delfin, sind vom Aussterben bedroht. Die internationale Organisation „Whale and Dolphin Conservation Society“ (WDCS) hat daher ein Projekt ins Leben gerufen, dass die Delfine vor dem Tod bewahren soll.
Der Fluss bringt Gefahr
- Bangladesh ist bestimmt vom gemeinsamen Mündungsdelta des Ganges und Brahmaputra. Zum einen bringt es fruchbares Schwemmland, zum anderen aber auch alljährliche Überschwemmungen. In kaum einem anderen Land der Welt gibt es so viele und verheerende Überschwemmungen wie in Bangladesh.
- Zwei Länder ein Fluss – das birgt die Gefahr eines Konflikts. Seit über 40 Jahren schwellt ein Streit zwischen Indien und Bangladesh um das Ganges-Wasser. Der größte Konfliktpunkt ist der Farakka-Staudamm, nur 18 Kilometer von der Grenze zu Bangladesh entfernt. Er dient dazu den Wasserpegel auf indischer Seite besser zu regulieren. Seit 1996 soll ein Abkommen zwischen beiden Ländern die Nutzung des Farraka-Staudamms regeln.
Stand: 30.06.2001