Zwei Länder ein Fluss – das birgt die Gefahr eines Konflikts. Und tatsächlich schwelt seit über 40 Jahren ein Streit zwischen Indien und Bangladesh um das Ganges-Wasser.
Der größte Konfliktpunkt ist der Farakka-Staudamm. Der 1974 fertiggestellte Damm liegt im indischen Westbengalen nur 18 Kilometer von der Grenze zu Bangladesh entfernt und dient dazu den Wasserpegel auf indischer Seite besser zu regulieren. In der Trockenzeit bedeutet dies, dass das ohnehin wenige Wasser durch den Staudamm umgeleitet wird und zwar zum Hooghly, einem Seitenarm des Ganges, der nach Kalkutta führt. In Bangladesh kommt daher nur noch wenig des kostbaren Nasses an. In der Folge versalzen die Böden und die Fischbestände gehen zurück. Auch eine Nutzung des Flusses als Transportweg ist dann in Bangladesh kaum noch möglich. Wenn jedoch mit Einsetzen des Sommermonsuns die Wassermassen anschwellen, öffnet Indien den Staudamm. Meist trifft dies die Bangladeshi völlig unvorbereitet und verschärft die ohnehin gefährliche Überschwemmungssituation zu dieser Zeit zusätzlich.
Das Abflußgebiet des Ganges liegt zu über 90 Prozent außerhalb des Territoriums von Bangladesh, doch die Folgen von Eindeichungs- und Regulierungsmaßnahmen auf indischer Seite bekommt der kleine Staat voll zu spüren. Bis jetzt gelang es eine Verschärfung zu vermeiden, aber nur, weil Bangladesh gegen seinen großen Nachbarn nur wenig auszurichten vermag. Seine Verhandlungsmacht beschränkt sich auf die Verweigerung des Transitverkehrs nach Assam, die östlichste Provinz Indiens. Doch die Probleme müssen letztlich gemeinsam gelöst werden. Neue Hoffnung gibt seit 1996 ein Abkommen zwischen beiden Ländern, das die Nutzung des Farraka-Staudamms regeln soll. Seitdem hat sich die Lage etwas entspannt. Ob dies allerdings eine Lösung von Dauer ist, bleibt abzuwarten.
Stand: 30.06.2001