Charakteristische Merkmale der römischen Stadt:
- sie liegen meistens in der Ebene an einer römischen Heerstraße
- regelmäßiger Schachbrettgrundriss. Dieses Normalschema, in Anlehnung an das von Hippodamus entwickelte Straßenraster, ist die quadratische oder rechteckige Grundrissgestaltung in Gitternetzanordnung, geländebedingt gibt es aber auch Abweichungen.
- die durch die Straßeneinteilung geschaffenen Quartiere heißen „insulae“ – durch jede Stadt führt eine Heerstraße – die via principalis. Diese wird meistens von einer zweiten Hauptstraße (decumanus) gekreuzt.
- Mittelpunkt der römischen Stadt ist das Forum, ein rechteckiger Platz, der an dem Schnittpunkt der Hauptstraßen liegt
- am Forum stehen die großen öffentlichen Gebäude, wie das Gericht und die Verwaltung, Tempel, Theater, Thermen befinden sich außerhalb des engeren Stadtbereichs
Aus der griechischen Polis entwickelt sich mit der Zeit die römische Stadt. Aber bevor die Römer eine Stadt gründen, praktizieren sie ein bestimmtes Ritual: Zuerst befragen sie die Götter (inauguratio), dann werden die äußeren Grenzen der zukünftigen Stadt abgesteckt (limitatio) und als letztes bringen sie in der neugegründeten Stadt ein Opfer dar (consacratio). Zu Beginn ist Rom (urbs) allerdings nur eine kleine Siedlung, die aber rasant anwächst und schon bald den gesamten Mittelmeerraum beherrscht. Wie das römische Reich (orbis), dehnt sich auch die „ewige Stadt“ immer weiter und in immer unglaublicheren Dimensionen aus – auf dem Höhepunkt ihres Wachstums hat Rom eine Fläche von ungefähr 2.000 Hektar. Trotz allem bleibt aber der dörfliche Charakter, wegen der kleinrämlichen Viertel Roms, erhalten.
Das römische Reich selbst wird mit einer Stadt verglichen: „Das Weltreich war wie eine Stadt von Straßen durchzogen, von Mauern umgeben und wurde von einer einzigen Regierung verwaltet.“ Selbst bei Ovid liest man, dass die Stadt Rom und die Welt gleichzusetzen sind. Rom erlangt in dieser Zeit weltweites Ansehen – es ist das Zentrum der Welt und alle Wege führen nach Rom, aber genauso beginnen auch alle Wege des Abendlandes hier…
Das römische Städtesystem beziehungsweise das römische Reich breitet sich seit dem 7. Jahrhundert vor Christus als erstes in Kleinasien, Unteritalien, Sizilien und ein Jahrhundert später auch an der spanischen und französischen Mittelmeerküste aus. Es dauert aber noch bis zum 1. Jahrhundert nach Christus bis es sich in ganz Gallien, im nordwestlichen Germanien und in England durchgesetzt hat. Mit den Römern kommt der Hausbau mit festen Materialien nach Mitteleuropa – allgemein ist den Römern die erste Phase der Stadtgründungen in diesen Breiten zu verdanken.
Im späteren deutschen Reich konzentriert sich die Verteilung der Städte mit Köln, Mainz, Worms, Straßburg, Basel vor allem auf die linke Rheinseite und das rechte Donauufer (Regensburg,…). Die bedeutendste römische Stadt auf deutschem Boden ist Trier, das ab 275 nach Christus Hauptstadt des römischen Westreiches wird. Mit dem Einfallen der Alemannen und Franken ist der Verfall und Untergang der römischen Städte Mitteleuropas so gut wie besiegelt.
Stand: 24.06.2001