Oasen – schon vor langer Zeit entstanden diese „Tummelplätze des Lebens“ überall in den Regionen, wo Wasser eine absolute Rarität ist und der Besitz häufig genug über Leben und Tod entscheidet. Berichte über Oasen stammen bereits aus der Zeit um 450 vor Christus und gehen auf den antiken Schriftsteller Herodot zurück.
Erste bewohnte Oasen gab es meist dort, wo bereits eine natürliche Quelle oder Pflanzenwachstum vorhanden war. Die Wüstenbewohner hatten ein untrügliches Gespür dafür, solche Stellen in den scheinbar unendlichen Sand- Stein- oder Schuttmassen der Trockengebiete zu entdecken.
Sesshafte Bauern, die traditionelle Landwirtschaft betrieben und nomadische oder halbnomadische Hirten, die durch die Gebiete zogen, gehörten zu den ersten regelmäßigen Nutzern dieser Quellen des Lebens. Sie alle benötigten größere Mengen an Wasser zur Versorgung der Tiere und zur Bewässerung der Felder. Wo die natürlichen Quellen nicht ausreichten, entstanden schnell erste Brunnenbauten, um genügend von dem kühlen Nass an die Erdoberfläche zu fördern. Dattelpalmen und Kamele hielten mit den Menschen Einzug in die Oasen – bis heute prägen sie zumindest in Nordafrika und dem Nahen Osten das Bild der grünen Inseln der Wüste.
Auch Karawanen nutzen die Oasen schon früh als Anlaufstationen, um sich mit Wasser und Nahrung für ihre schier endlosen Trecks durch die Wüste einzudecken – der Handel mit Sklaven und anderen Gütern boomte schon damals. Eine besondere Blütezeit erlebten die Oasen im Nahen Osten und Nordafrika im Mittelalter, als islamische Händler begannen, große Mengen an Gewürzen und anderen Reichtümern ins aufstrebende Europa zu liefern. Immer mehr forderten die europäischen Herrscher von den indischen und orientalischen Spezialitäten und sie waren bereit, dafür tief in die Tasche zu greifen. Kein Wunder, dass sich die Oasenstädte entlang der alten Handelsrouten regelrecht häufen.
Erst mit Beginn der Industrialisierung und durch die neuen modernen Verkehrsmittel büßten die Karawanenstraßen, und damit auch die Oasenstädte, ihre große überregionale Bedeutung ein.
So unterschiedlich wie die flächenmäßige Größe der Oasen, so unterschiedlich ist heute auch die Bedeutung der noch immer zahlreichen Wüstenparadiese. In manchen Oasen leben nur wenige Familien, andere haben sich zu echten Großstädten mit einem ganz typischen Baustil entwickelt.
Solche Oasenmetropolen sind das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum einer ganzen Region und versorgen auch die Nomadenbevölkerung mit allen Annehmlichkeiten, die sie für ihr Leben in der Wüste brauchen. Datteln, Decken, Bau- und Brennholz, hier findet sich alles, was das Herz begehrt.
In den menschenarmen Wüsten Amerikas und Australiens gibt es nur wenige solcher Oasen, die eine längere Tradition besitzen. Diese Trockengebiete waren früher fast ausschließlich von Sammlern und Jägern bewohnt, die keinen großen Wasserbedarf hatten. Erst in den letzten 150 Jahren entstanden auch hier viele bewohnte grüne Inseln, als die Europäer anfingen, Viehzucht in größerem Maßstab zu betreiben.
Seit einigen Jahrzehnten ist die Technik soweit, gezielter nach ergiebigen Wassermassen in – oder besser unter – der Wüste zu suchen, die angezapft werden können. Mit modernstem Gerät bohrt man viele Tausend Meter tief gelegene Gesteinsschichten an, die Grundwasser führen und vor langer Zeit durch Regenanreicherung entstanden sind.
Seit damals schießen überall auf der Welt immer mehr künstliche Oasen aus dem Boden, immer mit dem Ziel, der Wüste fruchtbares Land abzuringen oder ausreichend Wasser für Zuchtvieh zu fördern. Gerade in den USA sind seitdem viele Städte und Siedlungen so entstanden.
Stand: 14.06.2001