Anthropogeographie

Bergoasen und Schnee in der Wüste

Oasenklischees auf dem Prüfstand

Oasen gibt es nur in der Wüste – eine Feststellung, die wohl kaum Widerspruch erregt. Trotzdem ist sie nicht ganz korrekt. Zwar befinden sich viele dieser „grünen Inseln“ tatsächlich in den Sand-, Fels- oder Trümmerwüsten, einige dieser Paradiese haben aber auch abgelegene Bergregionen erobert.

Im Süden Tunesiens gibt es gleich mehrere Beispiele für dieses erstaunliche Phänomen. Die ehemalige römische Siedlung Ad Speculum, das heutige Chebika, liegt an der Straße nach Gabes und Tebessa in Algerien. Eine Handvoll Familien lebt hier heute noch. Sie verbringen die meiste Zeit mit Warten. Der Grund für ihre unendliche Geduld ist die Dattelernte. Das lebensnotwendige Nass stammt hier aus einer Quelle, die in einer Schlucht entspringt und Menschen, Tiere und Pflanzen versorgt.

Auch die Oase Tamerza wurde bereits von den alten Römern gegründet. Wie ein Aussichtsturm thront das fast unbevölkerte Dorf hoch über der Sahara, die 40 Prozent der Fläche Tunesiens bedeckt. Sie bietet dem Besucher einen faszinierenden Blick über die weite Ebene und die gewaltigen Sandhügel am Horizont. Ein kleiner Wasserlauf lässt an vielen Stellen Grün- und Kulturland entstehen.

Kein Wunder, dass sich die Region bei diesem Panorama mittlerweile zum El Dorado für Bibelverfilmer auf der ganzen Welt entwickelt hat. Und noch eine andere Bevölkerungsgruppe zieht es mit Macht nach Tamerza – die Paläontologen. Steinmassen aus dem Quartär, neolithische Höhlen und Grotten machen Tamerza zum Tummelplatz für die Wissenschaft. Knochenkeile, Feuersteine, alte Tonscherben und zahlreiche im Boden versteckte Fossilien erlauben einen Blick in die Welt unserer Ahnen…

Auch dem Klischee „heiß, trocken, staubig“ werden Oasen nicht immer gerecht. Vor allem in den polwärts gelegenen Randgebieten subtropischer Wüsten schlägt das Wetter gelegentlich Kapriolen und „Frau Holle“ beschert dann den Menschen Dattelpalmen im glitzernden Schnee.

Die nordafrikanischen Oasen Ouargla und Ghardaia sind von diesem Phänomen durchschnittlich alle 10 Jahre einmal betroffen. In höheren Breitengraden, zum Beispiel in den iranischen Wüsten, kann es sogar noch viel häufiger schneien. Von den Kältewüsten in Zentralasien ganz zu schweigen…

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Stand: 14.06.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Oasen
Paradiese der Wüste

Grüne Farbtupfer im Wüstenmeer
Was ist eine Oase?

Von der Antike bis ins 21. Jahrhundert
Geschichte der Oasen

Wasser als Lebensspender
Oasentypen

Bergoasen und Schnee in der Wüste
Oasenklischees auf dem Prüfstand

Das Land, wo Milch und Honig fließen?
Über das Leben der Oasenbauern

Ein Harem aus Pflanzen
Dattelpalmen

Tischlein-Deck-Dich der Wüstenbewohner
Dattelpalmen erfüllen viele Funktionen

Kamele
Durstkünstler und Wüstenschiffe

Fluch oder Segen?
Oasen als Touristenattraktionen

Wassernutzung ohne Rücksicht auf Verluste
Wann beginnt des große Oasensterben?

Die Kufra-Oasen
Paradies inmitten der Libyschen Wüste?

Von der Oase zur Wüstenfarm
Gaddhafis Megaprojekt "Kufra"

Quell des Lebens im Tal des Todes
Furnace Creek

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