Gewaltige Wassermassen lagern in den tiefer liegenden Gesteinsschichten unter den Wüsten der Erde. Jahrtausendelang schlummerten sie versteckt unter der Oberfläche, ohne dass die Menschen von ihrer Existenz wussten. Erst mithilfe moderner Technik sind Geowissenschaftler ihnen auf die Spur gekommen – zunächst noch eher zufällig, etwa bei Bohrungen nach Erdöl in der Sahara. Später wurden über das Umweltprogramm der Vereinten Nationen – UNEP – und die Weltbank gezielt Projekte gefördert, um die Lage und Größe dieser Wasserreserven in Trockengebieten genauer zu bestimmen und mögliche Fördertechniken auszuloten.
Schon bald nachdem erste Funde bekannt wurden, schossen überall Projekte aus dem Boden mit dem Ziel, dieses Wasser zu nutzen und große Wüstenbereiche in fruchtbare Paradiese zu verwandeln. Viel ist von den hochtrabenden Zielen jedoch meist nicht übrig geblieben. Die Pläne waren in der Regel nicht genügend durchdacht und vergeudeten wie im Falle der Kufra-Oasen letztlich nur Unmengen an kostbarem Wasser.
Die Ressourcen im Wüstenboden jedoch sind nicht unendlich. Dieses fossile Wasser stammt meist aus einer Zeit, in der das Klima in den Wüsten noch kälter und feuchter war, und wird heutzutage durch Niederschläge daher nicht oder nur geringfügig ergänzt.
Statt deshalb mit dem kostbaren Nass vorsichtig und sparsam umzugehen, werden viele dieser gigantischen Wasserspeicher immer noch übermäßig genutzt. Ständig steigender Tourismus, intensive Bewässerungsmaßnahmen und die teilweise explosionsartig wachsende Oasenbevölkerung fordern immer mehr von dem seltenen und kostbaren Nass.
Das riesige Wasserreservoir beispielsweise, das eingebettet in das Sandgestein Tunesiens und Algeriens im Nordwesten Afrikas lagert, speist nicht nur zahllose natürliche Quellen sondern auch fast 25.000 Bohrlöcher, die zum Teil viele Tausend Meter tief in Erde getrieben worden sind. Obwohl das geförderte Wasser von schlechter Qualität ist, wird es dort zur Bewässerung der Felder eingesetzt.
Auch der Wasserspeicher in der Region unterhalb der Kufra-Oasen ist schon viele tausend Jahre alt und erneuert sich nicht mehr. Wissenschaftler vermuten, dass er zu großen Teilen aus dem Wasser des Nils stammt, der sich damals noch einen ganz anderen Weg von der Quelle bis zur Mündung ins Mittelmeer suchte. Die ehrgeizigen Bewässerungsprojekte des libyschen Diktators Gaddhafi haben hier dazu geführt, dass der Grundwasserspiegel bereits beängstigend gesunken ist.
Geht die Entwicklung so weiter, wird irgendwann in naher Zukunft in solchen Regionen auch der letzte Tropfen Grundwasser verbraucht sein und das große Oasensterben droht. Entweder gelingt es den Oasenbewohnern dann weitere bisher unbekannte Wasserspeicher zu entdecken oder sie müssen ihre Heimat für immer verlassen.
Stand: 14.06.2001