Aus der Luft betrachtet sehen sie aus wie eine Ansammlung von winzigen kreisrunden Bakterien, die auf einem Nährmedium verstreut wurden, oder wie die Reste einer riesigen Kette, die ihre Perlen im heißen Wüstensand verteilt hat. Die Kufra-Oasen inmitten der Libyschen Wüste zeugen jedoch von dem Versuch, der Wüste kostbares Ackerland zu entreissen.
Für Europa entdeckt wurden die Oasen vom deutschen Abenteurer und Naturforscher Gerhard Rohlfs im Jahr 1879. Schon vorher hatte Rohlfs durch zahlreiche Afrikareisen auf sich aufmerksam gemacht. So durchquerte er 1864 ebenfalls als erster Europäer den Hohen Atlas und zwei Jahre später führte ihn eine Forschungsreise an den Tschadsee.
Irgendwann muss in ihm die Vision gereift sein, die legendären, bis dahin allerdings noch völlig unbekannten Kufra-Oasen zu suchen. Im Dezember 1878 stellte er seine Expedition zusammen und begann die Tour ins Ungewisse. Zunächst hatten die Abenteurer mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen und drohten mehrmals zu scheitern. Der fanatische arabische Orden der Zenussi versuchte mit allen Mitteln den Erfolg der Forschungstour zu verhindern. Erst nach der Einflussnahme des türkischen Gouverneurs von Bengasi – er ließ mehrere Araberfürsten als Geiseln inhaftieren – konnte Rohlfs seine Karawane ungestört in die Richtung lenken, in der man die Kufra-Oasen vermutete.
Die Strapazen für Rohlfs und seine Begleiter während der Wüstentour waren unmenschlich. Fast 400 Kilometer Einöde durchquerten sie zum Schluss, ohne eine Wasserstelle oder einen anderen Menschen zu Gesicht zu bekommen. Nur mit letzter Kraft erreichten sie dann schließlich doch noch Khebabo, das kulturelle Zentrum der Kufra-Oasen.
Ein glückliches Ende nach der Tortur? Eher nicht. Denn nach anfänglicher Begeisterung der Oasenbewohner wurde die Expedition schon bald von einer Gruppe feindseliger Araber angegriffen und gefangen genommen. Nur durch die Hilfe eines freundlich gesonnenen Einheimischen konnten sie heimlich aus Kufra fliehen und gelangten schließlich im Oktober 1879 weitgehend wohlbehalten nach Bengasi zurück.
Heute verbindet immerhin eine Teerstrasse die Kufra-Oasen mit dem 750 Kilometer Luftlinie entfernten Bengasi und dem Rest der Welt – die letzten 150 Kilometer sind allerdings in einem fürchterlichen Zustand. Dies ist aber nicht das Einzige, was sich seit den Zeiten Rohlfs in der Region um Kufra getan hat…
Stand: 14.06.2001