1,7 Millimeter Niederschlag fallen in Teilen der Libyschen Wüste lediglich pro Jahr, ohne künstliche Bewässerung kann hier keine Pflanze existieren. Bis Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts nutzten deshalb einfache Bauern die grünen Inseln der Kufra-Oasen, um mit bewährten traditionellen Mitteln Datteln und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse zu produzieren.
Dies änderte sich schlagartig, als bei Erdölbohrungen nahe Kufra im Wüstenboden ein Wasserspeicher von gigantischem Ausmaß entdeckt wurde. Die vielen Milliarden Kubikmeter H20 sollten – so der ehrgeizige und überaus optimistische Plan des Diktators Muammar al-Gaddhafi – dazu verwendet werden, um im Sand der Einöde eine riesige Wüstenfarm aus dem Boden zu stampfen. Der Traum, die hungernde Bevölkerung im ganzen Land mit Getreide und anderen Produkten zu versorgen, schien plötzlich realisierbar.
Geplant wurden insgesamt mehr als 50.000 Hektar Ackerland, die mithilfe von Brunnen und rotierenden Sprinkleranlagen ausreichend und kontinuierlich bewässert werden sollten. Das System war technisch perfekt und ermöglichte den Pflanzenanbau in kreisrunden Feldern, die jeweils ungefähr einen Durchmesser von einem Kilometer hatten.
Immerhin gelang es ein Fünftel der geplanten Fläche tatsächlich zu kultivieren. Trotzdem endete das Projekt letztlich in einem gewaltigen Desaster – die Kosten für die Bewässerung und den Transport der Produkte in die verschiedenen Großstädte des Landes waren einfach viel zu hoch. Zudem sank der Grundwasserspiegel durch die Bewässerung in kurzer Zeit rapide.
In der Folge versuchten die Verantwortlichen um Gaddhafi die Kufra-Oasen einer anderen Nutzung zuzuführen. Zwischenzeitlich setzten sie auf eine intensive Tierhaltung, dann probierte man es wieder mit Weizenanbau – jeweils ohne durchschlagenden Erfolg.
Seit Beginn der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts íst Kufra nun eingebunden in das sogenannte „Great Man-made River Projekt“. Ziel des aufwendigen Vorhabens ist es, Grundwasser aus den gigantischen Wasserspeichern unter der Wüste über Rohrleitungen Hunderten von Kilometer weit in die Großstädte an der Küste zu transportieren.
Mittlerweile ist der erste Bauabschnitt fertig. Die Region um Kufra ist aber noch immer nicht an die Leitung angeschlossen. Eine abschließende Beurteilung über Erfolg oder Misserfolg des Mega-Projektes ist deshalb zurzeit noch nicht möglich. Mit Allahs Hilfe wird jedoch wird auch dieses Vorhaben irgendwann das Ende beschert bekommen, das es verdient…
Stand: 14.06.2001