60 Grad nördlicher Breite, fünf Grad östlicher Länge – Bergen in Norwegen. Kühl, stürmisch und regnerisch ist es hier häufig. Selbst im Juli oder August steigen die Monatsdurchschnittstemperaturen nicht über 15 Grad. Nicht zuletzt wegen des rauen Klimas und der starken Brandung experimentiert man in dieser Region bereits seit längerer Zeit mit der Nutzung der Wellenenergie zur Stromerzeugung.
Die Energieexperten verwenden dabei eine ganz spezielle Technik zum Einfangen von Brandungswellen. Bei diesen sogenannten TAPCHAN-Anlagen lenken sie die mächtigen Wogen – gelegentlich mithilfe von künstlichen Hindernissen und Bollwerken – gezielt in einen spitz zulaufenden Trichterkanal an der Küste. Das Wasser wird so auf Höhen von 15 bis 30 Metern hochgeschleudert und füllt nach und nach ein mehr als 5.000 Kubikmeter großes künstliches Reservoir. Beim Rückfluss ins Meer treibt das kalte Atlantikwasser schließlich zur Stromproduktion eine Turbine an.
Der Nachteil dieser Methode ist offensichtlich. Die Energieerzeugung ist gering und zudem noch wenig kontinuierlich. Die Wassermenge im Bassin reicht gerade mal jeweils für einen einstündigen Betrieb des 350 KW-Kraftwerks aus.
Ein paar Tausend Kilometer südwestlich von Bergen liegt die israelische Hafenstadt Jaffa. Hier steht seit einiger Zeit ein Prototyp für einen anderen Typ von Wellenkraftwerken. Der Erfinder Shmuel Ovadia hat sich für seine Vision der sauberen Energieerzeugung ein einfaches Patent ausgedacht. Auf dem Wasser treibende Bojen bewegen einen Kolben über den ein Motor in Gang gesetzt wird. Dieser Generator steht an Land. Der sogenannte pneumatische Wellen-Energiekonverter (PWE) nutzt praktischerweise nicht nur die Höhe der Welle zur Energieerzeugung, sondern auch deren Kraft.
Während die Pilotanlage maximal 40 Kilowattstunden produziert, soll das Kraftwerk, was zurzeit in der Hafenstadt Aschdod nach diesem Strickmuster entsteht, schon eine Leistung von vier Megawatt erzeugen können. Mit diesem Energieoutput sollen dann bis zu 40.000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Der Clou: Die Energie aus der Wellenkraft kostet letztlich nur wenige Pfennige pro Kilowattstunde.
Stand: 14.05.2001