Gemeinsam mit dem russischen Service-Modul „Swesda“ soll am 1 2. Juli 2000 auch das erste europäische Element zur Internationalen Raumstation starten – das Datenmanagement-System Russia (DMS-R. Als eines der Kernelemente der Station steuert DMS-R – gemeinsam mit der russischen Systemsoftware – die Lageregelung der Internationalen Raumstation und sorgt für das präzise Einhalten der Umlaufbahn sowie für die korrekte Ausrichtung der Solarzellen und der Kommunikationsanlagen. Bereits während der Aufbauphase übernimmt DMS-R wichtige Steuer- und Kontrollfunktionen, sowohl im russischen Service-Modul als auch in den übrigen Stationselementen.
Prof. Dr. Walter Kröll, Vorstandsvorsitzender des DLR, bezeichnete den Superrechner als das „Gehirn“ der gesamten Station. Es sei ein Beleg für den hohen Standard in der deutschen Raumfahrt, dass diese zentrale Schaltstelle der von 15 Nationen errichteten Internationalen Raumstation in Deutschland entwickelt wurde. Der intelligente Bordcomputer sei eines von vielen Beispielen für moderne lnformationstechnologien, wie sie die Raumfahrt immer wieder hervorbringe. Auch die Prozessierung digitaler Satellitenbilder und neuartige Simulationsverfahren nannte Kröll in diesem Zusammenhang.
DMS-R – im Auftrag der Europäischen Weltraumagentur ESA von Astrium entwickelt – besteht aus zwei fehlertoleranten Rechnersystemen (FTC – Fault Tolerant Computer) zur Lageregelung und Steuerung des russischen Service-Moduls sowie aus zwei Kontrollcomputern (CPC – Control Post Computer), mit deren Hilfe die Astronauten die Experimente, den europäischen Roboterarm ERA sowie das Andocken von Versorgungsfahrzeugen steuern oder überwachen können. DMS-R sorgt damit für die größtmögliche Sicherheit des Stationsbetriebes.
Auch in anderen Bereichen ist die Anwendung des FTC vorgesehen. So soll das automatische Versorgungsfahrzeug ATV (Automated Transfer Vehicle) mit diesem fehlertoleranten Rechnersystem ausgerüstet werden. Der ebenfalls von Astrium entwickelte Post Control Computer kommt im Wissenschaftslabor Columbus, dem zentralen europäischen Beitrag für die Internationale Raumstation, zum Einsatz.
Neben dem Rechner aus Bremen wird am 12. Juli auch das erste kommerzielle Weltraum-Experiment – ebenfalls aus Deutschland zur Raumstation starten. Es handelt sich dabei um ein Projekt zur Synchronisation von Uhren, das die Universität Stuttgart gemeinsam mit der Uhrenfirma Fortis (Schweiz) betreibt. Die Zeitsignale werden dabei von Bord der Raumstation abgestrahlt, wobei miniaturisierte Empfänger in Chip-Größe dafür sorgen, dass sogar Armbanduhren weltweit die jeweilige Ortszeit automatisch anzeigen. Auch zur Diebstahlsicherung von Kraftfahrzeugen kann GTS, so der Name dieses Projektes, dienen. Daher ist auch die Firma Daimler Chrysler an dem Experiment beteiligt.
(Quelle: DLR, 07.07.00)
Stand: 27.03.2001