Mehr als 45.000 Großdämme gibt es heute weltweit und jedes Jahr kommen weitere hinzu. Die meisten dieser Monster aus Stahl, Erde oder Beton sind erst nach 1950 erbaut worden. Das Mekka der Dammbauindustrie liegt zurzeit in China. Fast 20.000 der Staudämme und Talsperren findet man allein im Reich der Mitte. Aber auch die USA haben eine bewegte „Staudamm-Vergangenheit“ und in der ehemaligen Sowjetunion und Norwegen sieht es nicht viel anders aus. Alle diese Länder haben versucht, sich die Vorteile der Wasserkraft zu Nutze zu machen.
Fast ein Fünftel der gesamten Energieversorgung der Erde stammt allein aus der Kraft des fließenden Wassers. Und die Nachfrage nach Energie aus der „sauberen“ Nutzung der Wasserkraft steigt ständig. Gigantische Werbekampagnen der Stromproduzenten und das steigende Umweltbewusstsein der Menschen sorgen dafür, dass dieser Trend wohl auch in Zukunft weiter anhalten wird.
Aber Staudämme erfüllen noch andere Aufgaben. Je nach Situation vor Ort sollen sie mal Überschwemmungskatastrophen verhindern, dann wieder dringend benötigtes Süßwasser für die Industrie und die vielen Haushalte der Städte oder Megacities liefern. Auch die durchgängige Schiffbarkeit der Flüsse wird in manchen Regionen durch Staudämme verbessert.
Groß- und Megastaudämme spielen darüber hinaus eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der weltweiten Ernährungssituation, liefern sie doch das kostbare Nass für die Bewässerung der zahlreichen, mehr oder minder flussnahen Agrargebiete – auch oder gerade in den Entwicklungsländern. Bis zu 16 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion, so haben die Wissenschaftler des World Commission on Dams (WCD) ermittelt, hängen mittel- oder unmittelbar von Staudämmen ab.
Meist übernehmen Staudämme gleich mehrere dieser Aufgaben gleichzeitig. Der Atatürk-Staudamm beispielsweise soll im Rahmen des türkischen Südostanatolienprojekts nicht nur Unmengen an Energie liefern, sondern auch das notwendige Wasser aus den Fluten des Euphrat schöpfen, um 850.000 Hektar an landwirtschaftlicher Nutzfläche in der Türkei zu bewässern.
Aber in die Diskussion um die Wasserkraft mischen sich in den letzten Jahrzehnten auch zunehmend kritische Töne. Dammgegner haben zahlreiche Probleme und Nachteile bei der Nutzung der Energie des fließenden Wassers ausgemacht, die den Staudammbau immer mehr in Frage stellen…
Stand: 13.11.2000