Indirekte Wirkungen von Strahlung

Zehntausend Skandinavier können nicht irren...?

1998 brachte eine skandinavische Studie frischen Wind in die Debatte. Angeregt wurde sie durch die immer wieder publik werdenden Einzelfälle von Menschen, die über Schwindelgefühle, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche nach Handybenutzung klagten. Ein Forschungsteam um Kjell Hansson Mild vom nationalen Institut für Arbeit und Medizin im schwedischen Umea wollte es genauer wissen und befragte daraufhin zehntausend norwegische und schwedische Handynutzer.

Risiko Handystrahlung? © MMCD

Bei der Auswertung der Daten zeigte sich tatsächlich eine interessante Parallele: Mit steigender Dauer und Anzahl der Handytelefonate pro Tag stieg auch die Häufigkeit, mit der die Befragten über gesundheitliche Beschwerden klagten. Von den Personen, die nur maximal zwei Minuten am Tag mobil telefoniert hatten, berichteten sechs Prozent über Kopfschmerzen, bei denjenigen, die bis zu 15 Minuten pro Tag ihr Handy nutzten, stieg dieser Anteil auf zehn Prozent und bei den Vieltelefonierern mit mehr als 60 Minuten am Tag waren es sogar 22 Prozent, die von Kopfschmerzsymptomen betroffen waren. Auch bei den anderen untersuchten Symptome wie Müdigkeit, Schwindelgefühlen und Konzentrationsschwächen ergaben sich ähnliche, wenn auch nicht so deutliche Parallelen.

Aber bedeuteten diese Parallelen auch einen Zusammenhang? Für Kjell Hansson Mild und sein Team war die Antwort klar: Die neurologischen Symptome seiner zehntausend Versuchspersonen wiesen daraufhin, dass die Mikrowellenstrahlung des Mobilfunknetzes nicht nur kleine vermeintlich ungefährliche „Hitzeinseln“ im Gehirn produzierte, sondern darüber hinaus auch die Hirnfunktionen beeinflusst hatte.

Doch trotz ihres bisher unerreichten Umfangs sind die Ergebnisse der Studie umstritten. Da die erfassten Symptome von den Interviewern nur erfragt und nicht in irgendeiner Form gemessen werden konnten, spielte zwangsläufig die subjektive Wahrnehmung der Versuchspersonen eine sehr große Rolle. Kritiker weisen beispielsweise daraufhin, dass norwegische Handynutzer offenbar zweimal so häufig über Symptome klagten wie die schwedischen – sollten Norweger per se empfindlicher sein? Eine Erklärung könnte allerdings ein Blick in die Medienlandschaft der beiden Länder liefern: In Norwegen hatten die Medien das Thema „Krank durch Handy“ bereits mehrfach aufgegriffen, es war daher im öffentlichen Bewusstsein präsent, in Schweden hingegen nicht.

Auch die WHO wollte sich in der Frage nach neurologischen Effekten elektromagnetischer Strahlung nicht genau festlegen: In ihrem Bericht zu „Elektromagnetischen Feldern und der öffentlichen Gesundheit“ schließt sie zwar „andere Effekte bei der Nutzung von mobilen Telefonen, darunter Änderungen in der Gehirnaktivität, den Reaktionszeiten und dem Schlafverhalten“ nicht aus, bewertet diese Wirkungen jedoch als „klein und ohne offenkundige Gesundheitsfolgen“…

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Stand: 26.08.2000

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Inhalt des Dossiers

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