Normalerweise beruhen Grenzwerte auf dem Wissen über das Wie, das Warum und vor allem das Wieviel der schädigenden Wirkungen einer Substanz oder Strahlung. Sie definieren einen Sicherheitsabstand zu den Schwellenwerten, ab denen ein Schaden auftreten kann.
Aber auch wenn sie aus kompliziertesten Berechnungen und wissenschaftlichen Formeln entwickelt werden, beruhen sie doch in erster Linie auf einer politischen Übereinkunft. Sie bilden oft eine Art kleinster gemeinsamer Nenner zwischen dem industriell, technisch und wirtschaftlich Machbaren und der Verpflichtung, die Bewohner einer Region, eines Landes oder einer Region vor gesundheitlichem Schaden zu schützen. Denn einmal beschlossen, bieten sie Betroffenen eine rechtliche Handhabe, bei Überschreitung gegen die Verursacher vorzugehen.
Unter anderem deshalb schrecken die verantwortlichen Stellen meist davor zurück, sich bei der Festlegung der Werte allzu weit von den etablierten wissenschaftlichen Daten zu entfernen. Im Falle der Strahlenschutzverordnung heißt dies, dass bisher nur die durch die Strahlung ausgelöste Gewebeerwärmung und ihre möglichen gesundheitlichen Folgen die Basis für die geltenden Grenzwerte bilden. Diese liegen zur Zeit – noch – bei einer maximalen Einwirkung von zwei Watt Energie pro Kilogramm Körpergewicht. Diese Energiemenge erhöht, wenn sie vom Körper aufgenommen wird, die Temperatur im Gewebe um rund ein Grad.
Um einen zusätzlichen Puffer zu gesundheitlich bedenklichen Werten einzubauen, wurde das Ganze noch um den Faktor fünf gesenkt und man einigte sich international auf einen Basisgrenzwert für die Bevölkerung von 0,08 Watt pro Kilogramm. Regelmäßige Messungen sollen die Einhaltung dieser Grenzwerte auch angesichts des immer dichter werdenden Waldes von Sendemasten sicherstellen. In Berlin ergab sich dabei beispielsweise als höchster Messwert 0,6 Prozent, als niedrigster 0,01 Prozent des Grenzwerts; in Nordrhein-Westfalen lag die Spanne zwischen 0,8 Prozent und 0,002 Prozent.
Allerdings sind die in Deutschland geltenden Grenzwerte keineswegs besonders niedrig angesetzt: Zahlreichen anderen Ländern war das Risiko bereits zu groß, und sie legten Werte fest, die deutlich unterhalb ds internationalen Richtwertes von zwei Watt pro Kilogramm liegen. Und auch in Deutschland gibt es erste Anzeichen für eine bevorstehende Verschärfung…
Stand: 26.08.2000