Im Prinzip können Tsunamis bei jeder „Störung“ im Meer entstehen, die große Wassermassen aus ihrem Gleichgewicht bringt – natürlich auch bei Vulkanausbrüchen. Eine heftige unterseeische Explosion beispielsweise setzt genügend Energie frei, um die Wassersäule nach oben zu drücken. Aber auch bei Eruptionen über dem Meeresspiegel kann der Impuls stark genug sein, damit sich Tsunamiwellen mindestens im TGV-Tempo vom Ursprungsort ausbreiten…
Auch eine der größten Tsunamikatastrophen in der Geschichte der Menschheit ereignete sich nach einer solchen Eruption. Der Feuerberg Krakatau explodierte im Jahre 1883 in der Sundastraße zwischen Java und Sumatra. Dabei wurde nicht nur ein großer Teil des Gipfels abgesprengt, auch die unterseeische Caldera stürzte in die leere Magmakammer.
Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometer raste der dabei entstandene Tsunami auf die Küstenregionen der benachbarten Inseln zu. Auf dem offenen Meer waren die flachen Wellen zunächst kaum zu bemerken. Erst bei der Annäherung an die Küste verlangsamte der Tsunami sein Tempo und die Wellen türmten sich zu gewaltigen Höhen auf. Innerhalb von zwei Stunden nach dem Vulkanausbruch auf Krakatau wurden große Gebiete in den Küstenregionen der Inseln Sumatra und Java vom Tsunami überrascht.
Fast 36.000 Menschen starben im Umkreis von 80 Kilometern rund um den Krakatau in den bis zu 40 Meter hohen Meereswellen, 295 Orte wurden im Verlauf der Katastrophe vollständig zerstört.
Erdrutsche
Gewaltige unterseeische Rutschungen, die häufig in Verbindung mit Erdbeben oder Vulkanausbrüchen auftreten, können ebenfalls in gefürchteten Tsunamis enden. Dabei wird von oben ein Druck auf die Wassersäule ausgeübt, der zu einer gefährlichen Wellenbildung führen kann.
Die durch Vulkanausbrüche oder Erdrutsche erzeugten Tsunamis tragen aber in der Regel viel weniger Energie mit sich als Tsunamis, die durch submarine Erdstöße entstehen. Sie lösen sich deshalb meist auch viel schneller auf und wirken sich nur selten auf weit vom Ursprungsort gelegene Küstenregionen aus.
Gefahr aus dem All
Deep Impact und Armageddon lassen grüßen – eine weitere, eher seltene Variante der Tsunamientstehung kommt aus dem Weltraum.
Wenn beispielsweise ein Meteorit mit hoher Geschwindigkeit ins Meer stürzt, könnte nach den Berechnungen von US-Wissenschaftlern ein gewaltiger Tsunami geboren werden, der mit Wellenhöhen von 50 bis 100 Metern auf die Küsten zurast und Tod und Verwüstung mit sich bringt.
Vor zwei Millionen Jahren gab es bereits eine solche Katastrophe. Die damals lebenden weit entfernten Vorfahren des Menschen, die Australopithecinen, allen voran die weltbekannte „Lucy“, werden vermutlich einen gehörigen Schrecken bekommen haben, als Eltanin vor der Küste Chiles in den Stillen Ozean krachte.
Wie der Wissenschaftler Dr. C. Mader feststellte, verursachte der riesige Himmelskörper – Durchmesser zwischen einem und vier Kilometern – zwar keinen Krater im Meeresboden, dafür aber eine überdimensionale Tsunami, die unter anderem die Küste Südamerikas heimsuchte. Allerdings sind Meteoriteneinschläge in dieser Größenordnung auf der Erde doch sehr selten.
Nukleare Explosionen
Realistischer ist da wohl – leider – noch die Möglichkeit, dass eine nukleare Explosion einen Tsunami auslösen könnte. Ob die von dem Tsunami möglicherweise betroffenen Menschen dann allerdings noch Zeit haben, sich vor der Welle zu fürchten, bleibt dahingestellt…
Stand: 06.08.2000