Ökologie

Miteinander – Gegeneinander

Interaktionen verschiedener Arten

Das Leben auf der Erde ist durch eine Vielzahl komplexer Lebensgemeinschaften verschiedener Arten gekennzeichnet. Organismen werden nicht nur durch die Bedingungen der unbelebten Umwelt beeinflusst (z. B. Temperatur, Bodenbeschaffenheit, Niederschlag), sondern auch durch Interaktionen zu anderen Organismen, die den selben Lebensraum bewohnen.

Bei den Interaktionen von Lebensgemeinschaften können unterschiedliche Arten der Beziehungen gegeneinander abgegrenzt werden. Bei einer reinen Konkurrenz-Beziehung beanspruchen verschiedene Arten innerhalb des selben Lebensraumes die gleichen Ressourcen, etwa zwei Räuber, die die gleiche Beute jagen. Diese Beziehung ist demnach für alle Beteiligten von Nachteil. Oft findet man daher Spezialisierungen unter den Arten, um dieser direkten Konkurrenz entgegenzuwirken. So können Singvogelarten, die beide von Insekten in der Baumkrone leben, koexistieren, indem beide Arten in verschiedenen Bereichen der Baumkrone ihre Beute suchen. Eine weitere denkbare Möglichkeit wäre eine Spezialisierung auf eine bestimmte Tageszeit.

Der Vorteil des einen ist der Nachteil des anderen

Häufiger sind Wechselbeziehungen, die für eine Art von Vorteil, für die andere von Nachteil sind. Ein gutes Beispiel sind die klassischen Räuber-Beute-Beziehungen. Bei der Beziehung Löwe-Zebra etwa zieht der Löwe aus der Interaktion einen Vorteil, das Zebra könnte jedoch vermutlich ohne diese Beziehung ein angenehmeres Leben führen.

Ähnlich verhält es sich bei der Herbivorie. Ein blattfressendes Insekt wird zwar kaum den ganzen Baum töten, beeinträchtigt aber dennoch seine Fitness. Die Interaktion wirkt sich für den Baum negativ aus. Auch Parasiten töten ihren Wirt nur in den wenigsten Fällen. Schließlich würde dessen Tod auch das Ende des Parasiten bedeuten. Dennoch beeinflusst das Einwirken des Parasiten die Population des Wirtes negativ.

Symbiose als Vorteil

Die Karpose beschreibt eine Beziehung, die für den einen Partner einen positiven Effekt hat, dem anderen Partner jedoch nicht schadet. Ein Beispiel wären Seepocken die sich an Wale heften, um so transportiert zu werden. Auch Epiphyten – Pflanzen, die auf anderen Pflanzen leben – schädigen diese in der Regel nicht, profitieren selber aber von verbesserten Lichtbedingungen.

Bei der Karpose ist der Kuhreiher nicht auf Kühe beschränkt. Er sucht auch die Nähe zu anderen großen Säugetiere. © Xav801972 / CC-by-sa-3.0

Eine weitere Karpose findet man zwischen dem Kuhreiher und großen Säugetieren, etwa Rindern oder Büffeln. Der Vogel profitiert von Insekten, die von den grasenden Tieren aufgescheucht werden, wodurch ihm die Jagd erleichtert wird. Das Rind dagegen wird weder gestört, noch zieht es einen Vorteil aus diesem Zusammenleben.

Es gibt aber auch Fälle, bei denen die Vögel die grasenden Säuger vor sich nähernder Gefahr warnen. Diese Interaktion ist für beide Parteien von Vorteil, es liegt eine Symbiose vor. Bei einer solchen Symbiose (im englischen Sprachgebrauch: Mutualismus) profitieren beide Partner aus einer Beziehung. Neben fakultativen Symbiosen, bei denen beide Partner auch alleine überleben können, gibt es auch obligate Symbiosen, bei der beide Arten getrennt voneinander zugrunde gehen.

Symbiosen entwickeln sich

Das Beispiel der Kuhreiher zeigt, wie eng verzahnt einige zwischenartliche Beziehungen sein können. Eine Karpose kann schnell zu einer Symbiose werden, oder aber den einen Partner so sehr beeinträchtigen, dass eine Art Parasitismus vorliegt. Ein paar auf seiner Haut sitzende Seepocken beeinträchtigen den Wal nicht. Wie aber sieht es mit einigen Tausend Seepocken aus?

Wissenschaftler nehmen an, dass auch einige Symbiosen sich aus parasitischen oder Räuber-Beute-Beziehungen entwickelt haben. Am Anfang der symbiotischen Beziehung von bestäubenden Insekten und Blütenpflanzen stand eine für die Pflanzen ungünstige Beziehung, bei der herbivore Insekten Pollen oder Samen fraßen. Auch der Beginn vieler Endosymbiosen, bei der eine Art in den Zellen einer anderen Art lebt, ist möglicherweise auf einen umgewandelten Parasitismus zurückzuführen.

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Stand: 21.04.2000

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Symbiosen
Eine Hand wäscht die andere

Miteinander - Gegeneinander
Interaktionen verschiedener Arten

Wichtiger als man denkt
Symbiotische Beziehungen sind mehr als Lehrbuchbeispiele

Raus aus der Ursuppe
Endosymbiose stand am Anfang höheren Lebens

Biene Maja und Co.
Auch bei der Bestäubung profitieren beide Partner

Höher als das Empire State Building
Riffwachstum mithilfe von Symbionten

Evolution
Kein Fortschritt ohne Symbiose

Ameisen als Gärtner
Pilzkulturen unter der Erde

Algen als Sklaven von Pilzen?
Flechten - immer als erste da

Freispruch für die Termiten
Eine Symbiose mit drei Partnern

Ein ungleiches Paar
Die Grundel als Alarmanlage

Mitfahrgelegenheit gegen Schutz
Eine Abmachung zwischen Einsiedlerkrebsen und Anemonen

Wie eine Festung verteidigt
Von Ameisen die auf Akazien leben

Bakterien überall
Ohne Bakterien geht es nicht

Pflanzenfressen will gelernt sein
Was Kühe und Koalas gemeinsam haben

Wie im Paradies
Bakterien als Symbionten des Menschen

Licht an
Leuchtkraft dank Bakterien

Nahrungsergänzung bei Leguminosen
Stickstoff-Fixierung in den Wurzelknöllchen

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