„Willkommen in Muinak, der Stadt der Fischer“. Die verrostete Inschrift an einer Fischfabrik in dem ehemaligen Badeort und Hafen in Karakalpakien/Usbekistan irritiert inmitten der wüstenartigen Landschaft ringsherum. Die Fischindustrie am Aralsee hatte unter der Katastrophe auf dem ersten Blick am deutlichsten zu leiden.
Wo vor 30 Jahren noch ein Hafen war, kann man heute nur noch rostige Schiffswracks finden. Der ehemals blühende Fischfang (44.000 pro Jahr), der nicht nur der Versorgung der heimischen Bevölkerung diente, sondern auch eine wichtige Einnahmequelle war, ist vollständig zusammengebrochen. Der frühere Fischreichtum des Aralsees ist durch die großen Schadstoffbelastungen und den hohen aktuellen Salzgehalt des Restsees fast vollständig verschwunden. Die meisten Fischarten sind ausgestorben (Hecht, Brasse, etc.), viele ehemalige Laichgebiete trockengelegt.
Fast alle verbliebenen Fische sind unfruchtbar oder weisen Mißbildungen auf und sind ungenießbar. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge hatte sich 1990 die Fischbiomasse des Aralsees gegenüber früher um 90 % reduziert.
Ebenso drastisch betroffen sind aber auch die Ökosysteme der Flußdeltas von Amu-Darja und Syr-Darja.Noch in den 60er Jahren bekannt für Ihre große biologische Vielfalt in Fauna und Flora, sind heute allenfalls minimale Reste dieser Bereiche übrig geblieben. Der Aralsee und seine nähere Umgebung sind biologisch so gut wie tot. Aber auch der „Verursacher“ der Katastrophe, die Landwirtschaft, hat unter den Auswirkungen zu leiden.
Durch die Ablagerung der Salze auf den bewässerten Feldern (in einigen Gebieten bis zu einer Tonne pro Jahr und Hektar) aus den häufig auftretenden Salz- und Sandstürmen ging der Ertrag der landwirtschaftlichen Anbauprodukte deutlich zurück. So ist beispielsweise die Reisproduktion im Amu-Darja- und Syr-Darja-Delta zusammengebrochen, der Reis verträgt salzhaltiges Wasser nur mäßig.
Zudem ist der Ertrag des Gemüse- und Getreideanbaus sowie der Baumwollproduktion deutlich gesunken. Die Qualität der landwirtschaftlichen Produkte ist durch den übermäßigen Pestizideinsatz und die damit verbundene Verseuchung des Grundwassers und der Böden gering. Die Grenzwerte für Pestizidrückstände in Früchten und anderen Lebensmitteln werden in vielen Gebieten häufig überschritten.
Stand: 21.01.1999