Ökologie

Seehund und Kegelrobbe

Räuberische Meeressäuger an deutschen Küsten

Nicht nur zu Lande kehren große Raubtiere zurück nach Deutschland, auch unter den großen Meeressäugern wächst der Bestand: Seehunde und besonders Kegelrobben fühlen sich an den deutschen Küsten wieder wohler. Noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts hatten erst die Jagd, dann zunehmende Umweltverschmutzung die Tiere noch an den Rand der Ausrottung gebracht: Sie galten als Schädlinge für die Fischbestände und waren zum Abschuss freigegeben. Selbst als die heimischen Meeressäuger unter Schutz standen, hatten sie schwer unter giftigen Abwässern zu leiden.

Robbenkolonie auf der Düne vor Helgoland © A. Kretschmer

Seehunde in der Nordsee keine Seltenheit

Heutzutage ist der Umweltschutz in der Nordsee aber erfolgreich: Der Seehund ist gar nicht mehr so selten. Bis zu 15.000 Tiere leben an der deutschen Nordseeküste. Es gibt mittlerweile wieder feste Kolonien von sowohl Seehund als auch Kegelrobbe auf deutschem Boden – oder zumindest auf deutschen Sandbänken. Die Düne, eine sandige Insel direkt vor Helgoland, beherbergt eine solche Kolonie. Kegelrobben und Seehunde waren hier jahrelang bloß „auf Durchreise“. Seit wenigen Jahren haben sie sich jedoch tatsächlich angesiedelt und bringen auf der Düne auch Nachwuchs zur Welt.

Die Tiere lassen sich gut beobachten, wenn sie am Strand liegen. Besonders lebhaft sehen sie dabei allerdings nicht aus – wenn sie nicht gerade nach Futter tauchen, liegen sie meist im Sand und tun gar nichts. Ausflugsfahrten mit dem Schiff führen zu mehreren Seehundbänken. Näher an die Meeressäuger heran kommt man auf der Düne. Hier gilt aber immer noch ein Sicherheitsabstand von 30 Metern. Dieser schützt nicht nur die Tiere: Die Kegelrobbe hat ein kräftiges Gebiss und ist mit einer Körperlänge von bis zu 2,3 Metern immerhin das größte in Deutschland heimische Raubtier. Die kegelförmigen Zähne sind auch namensgebend für das Tier, und nicht wie oft vermutet die spitze Form der Schnauze.

Kegelrobben am Strand © A. Kretschmer

Steigende Bestände auch in der Ostsee

Auch in der Ostsee nehmen die Bestände an Kegelrobben wieder zu: Vor der Küste von Rügen waren es im Jahr 2013 etwa 80 Tiere. Sesshaft geworden sind sie hier allerdings noch nicht, ihren Nachwuchs bringen sie anderswo zur Welt. Sollten die Kegelrobben in den kommenden Jahren eine bleibende Kolonie bilden, könnte die Population schnell ansteigen. Von den einst bis zu 150.000 Tieren in der gesamten Ostsee sind die Bestandszahlen der Robben noch weit entfernt: Zurzeit sind es knapp 30.000 Tiere, in den 1970er Jahren waren es noch weniger als 2.000.

Die Tourismusverbände der Küstenorte sind erfreut über die Rückkehr der beliebten Tiere. Weniger begeistert sind dagegen die Fischer: Die Robben stehen im Ruf, sich mit Vorliebe an prall gefüllten Netzen zu bedienen. Andererseits beklagen Naturschützer, dass die Tiere sich leicht in den Netzen verfangen und ertrinken. Die Fischer sind sich dieses Risikos bewusst, wollen aber nicht wegen der bloßen Ausführung ihres Berufs als mögliche Robbenmörder in den Schlagzeilen stehen. Verschiedene Schutz- und Aufklärungsprogramme sollen Kompromisse zwischen beiden Seiten vermitteln, so dass die Verbreitung der Robben keine wirtschaftlichen Risiken bringt.

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Ansgar Kretschmer
Stand: 04.07.2014

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Die Rückkehr der Wilden
Verschwundene Tierarten siedeln sich wieder in Deutschland an

Vom Rückkehrer zum Problembären
Die schwierige Beziehung zwischen Braunbär und Mensch

Luchs und Wildkatze
Rückkehr auf Katzenpfoten

Seehund und Kegelrobbe
Räuberische Meeressäuger an deutschen Küsten

Elchtest: Lebensraum für Großhirsche?
Die weltgrößte Hirschart hat Verkehrsprobleme

Der Uhu – Rettung im letzten Moment
Erfolgsgeschichte des deutschen Artenschutzes

Eingewanderte Neulinge
Waschbär und Marderhund erobern sich Lebensräume

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