Auch Europa ist nicht vor negativen Klimafolgen gefeit, wie die Daten zeigen: Für viele Regionen unsers Kontinents sagen die IPCC-Forscher zunehmende wirtschaftliche Verluste durch Flusshochwasser und Sturmfluten voraus. Schon bis 2040 könnten sie ein mittleres Maß erreichen, bis 2100 ein hohes. Ausgelöst werden diese Überschwemmungen durch eine Kombination aus steigendem Meeresspiegel, höheren Hochwasserständen durch Starkregen und eine steigende Urbanisierung in küstennahen und flussnahen Gebieten.
„Anpassungen können aber die meisten der vorhergesagten Schäden verhindern“, so die IPCC-Forscher. Europa kommt dabei eine große Erfahrung mit solchen Küsten- und Hochwasserschutzmaßnahmen zugute. Allerdings: Die Kosten für den zunehmenden Hochwasserschutz seien hoch. Blockieren könnte diese Bemühungen zudem der hohe Bedarf an Flächen, aber auch Umwelt- und Landschaftsschutz-Bedenken.
Wassermangel und Waldbrände im Süden
Der Süden Europas wird dagegen vermehrt unter dem anderen Extrem leiden: zu wenig Wasser. Die IPCC-Forscher sagen eine „signifikante Reduktion in der Wasserverfügbarkeit aus Flüssen und Grundwasserleitern“ voraus. Kombiniert mit einem steigenden Wasserbedarf für Bewässerung, Energieerzeugung und Industrie könnte der klimabedingt schwindende Wassernachschub schon bis 2040 zu erhöhten Einschränkungen führen.
Als Maßnahmen zur Anpassung schlagen die Forscher sie Entwicklung effizienterer und wassersparender Technologien vor, beispielsweise für die Bewässerung und die industrielle Nutzung. Zudem werde dann ein integriertes System des Wassermanagements enorm wichtig, um die knappe Ressource gerecht zu verteilen.
Hitzewellen und ihre Folgen überall
Wirtschaftliche Einbußen für ganz Europa prognostiziert das IPCC durch die Folgen von zunehmenden Hitzewellen: In den Großstädten beeinträchtigt die extrem Hitze die Gesundheit vieler Menschen, sie bleiben zuhause und fallen dadurch am Arbeitsplatz aus. Aber auch bei denen, die noch zur Arbeit gehen, sinkt die Produktivität. In Russland und vielen Gebieten Südeuropas kommen die durch die Hitze häufiger werdenden Wald- und Buschbrände dazu. Sie vernichten Ernten und Gebäude und sorgen durch verpestete Luft noch in größerer Entfernung für Gesundheitsfolgen.
Schon jetzt liegt das Risiko für diese Klimafolgen gemäßigt hoch. Bis 2040 könnte es sich weiter erhöhen. Steigt die Klimaerwärmung auf rund vier Grad bis 2100, dann ist mit einem sehr hohen Risiko für diese Auswirkungen zu rechnen, so das IPCC. Maßnahmen dagegen sind neben verbesserten Frühwarnsystemen und Brandschutzmaßnahmen vor allem Anpassungen der Gebäude und Arbeitsplatze an die größere Hitze – unter anderem durch Klimaanlagen. Aber auch die Energieversorgung muss sich auf größeren Kühlungsbedarf einstellen, ebenso die Transportinfrastruktur.
Verlagerte Fischbestände, und mehr Invasoren
Aber auch in der Natur wird sich einiges verändern: Die IPCC-Forscher sagen eine deutliche Verschiebung der Fischbestände nach Norden und in tiefere Wasserschichten voraus. Das könnte zu entsprechenden Veränderungen in der Fischerei führen. Auch andere Meeresbewohner und Seevögel werden ihre Verbreitungsgebiete verändern. Dafür siedeln sich vor allem im Mittelmeer, aber auch an Land zunehmend invasive Arten an.
Bemerkbar macht sich die Erwärmung schon jetzt durch ein früheres Ausschlagen der Pflanzen im Frühjahr und auch eine frühere Fruchtreife bei Bäumen in der gemäßigten und borealen Klimazone. Seit 1970 kehren zudem die Zugvögel immer früher aus ihren Winterquartieren nach Europa zurück, wie die IPCC-Forscher bestätigen. Zudem hat sich die Baumgrenze im Gebirge nach oben verlagert. Für die kommenden Jahrzehnte prognostizieren die Forscher zudem eine weitere Zunahme von Zecken und den von ihnen übertragenen Krankheiten, außerdem eine weitere Ausbreitung der von Viren ausgelösten Blauzungenkrankheit bei Schafen.
Damit ist klar: Auch wenn Europa noch am ehesten das Geld hat, um die schlimmsten Klimafolgen abzuwenden – den Veränderungen entgehen auch wir nicht.
Nadja Podbregar
Stand: 01.04.2014