„Denn die Milchstraße ist nichts als eine Ansammlung von unzähligen, in Haufen gruppierten Sternen. Auf welche ihrer Abschnitte man nämlich das Fernrohr auch richten mag, sogleich zeigt sich dem Blick eine ungeheure Menge von Sternen, von denen mehrere ziemlich groß und sehr auffallend sind; die Zahl der kleinen jedoch ist schlechthin unerforschlich“.
Visionär und Revolutionär
Diese Sätze haben Wissenschaftsgeschichte geschrieben – wie viele andere in dem Büchlein Sidereus Nuncius („Sternenbote“), das 1610 mit 550 Exemplaren in Druck geht. Galileo Galilei schildert darin neben der Natur der Milchstraße die Oberfläche des Mondes und die vier Jupitermonde. Und er nutzt das Teleskop, um die Astronomie zu revolutionieren, die sich jahrtausendelang auf Beobachtungen und Messungen mit bloßem Auge gestützt hatte.
Wer aber war dieser Galileo Galilei? Galileis wechselvolle Geschichte beginnt vor 450 Jahren in Pisa, wo er am 15. Februar 1564 als erster Sohn in eine Patrizierfamilie hineingeboren wird. Sein Vater Vincenzo ist Komponist und Musiktheoretiker, ein Künstler mit Leib und Seele und engen Verbindungen zum Hof der Medici in Florenz, wohin die Familie 1574 übersiedelt. Galileo erlernt das Lautenspiel, besucht eine Klosterschule, wird in die Welt der akustischen Experimente und in das höfische Umfeld eingeführt. Nur widerwillig schreibt er sich als 17-Jähriger auf Geheiß des Vaters zum Medizinstudium an der Universität Pisa ein. Dort entdeckt er seine Liebe zur Mathematik.
Auf den Spuren des Archimedes‘
In den Folgejahren tut sich Galileo Galilei durch mathematische Studien zu Problemen der Mechanik hervor, die Archimedes einst aufgeworfen hatte. Dank der Fürsprache seines Gönners Guidobaldo del Monte erhält er schließlich einen Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Padua. „Guidobaldos Werkstatt und sein Engagement als Instrumentenbauer, Ingenieur und militärischer Berater beeindruckten ihn nachhaltig“, betont Jürgen Renn, Direktor am Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte.
Eintragungen in einem Notizbuch Guidobaldos, das sich erhalten hat, geben Aufschluss darüber, wie sie im Jahr 1592 gemeinsam die Bewegung von Projektilen studieren. Dazu färben sie kleine Kugeln mit Tinte ein und schießen sie über eine schiefe Ebene, auf der farbige Spuren zurückbleiben. Haben die Bahnen die Form einer Parabel? Einer Hyperbel? Einer umgedrehten Kettenlinie? In den „Discorsi“, seinem bahnbrechenden Werk zur Mechanik, wird Galilei auf diese Versuche zurückkommen.
Helmut Hornung / Max-Planck-Gesellschaft
Stand: 14.02.2014