Wie gut eine Impfung wirkt, hängt auch davon ab, wie viele Menschen sich mit ihr schützen. Lassen sich viele immunisieren, schränkt dies auch die Verbreitung der Erreger ein, die Wahrscheinlichkeit, mit einem infizierten Menschen in Kontakt zu kommen sinkt.
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Bei HPV liegt die Impfrate in Deutschland mit geschätzten 35-40 Prozent relativ niedrig. Europaweit erreichten allerdings nur Portugal und Großbritannien eine Impfquote von über 80 Prozent, wie die Deutsche Krebsgesellschaft berichtet. Hinzu kommt: In Deutschland nimmt die Impfbereitschaft in den letzten Jahren zudem stark ab: Während noch etwa 40 Prozent aller Mädchen des Geburtsjahrganges 1991 einen HPV-Impfschutz haben, sind es im 1995er Jahrgang noch 22 Prozent und im 1996er Jahrgang nur noch 12 Prozent. „Besser wäre mehr“, meint Matthias W. Beckmann von der Frauenklinik der Universität Erlangen im Interview. Angesichts des großen Potenzials der Impfung sei die Impfmüdigkeit in Deutschland bedauerlich, so der Experte.
Unklare Todesfälle wecken Sorge
Ein Grund für die Impfmüdigkeit und Kontroversen zur HPV-Impfung sind möglicherweise auch Unklarheiten und Kontroversen um die Sicherheit der Impfstoffe. Für Sorge hatten zwei Fälle in Deutschland und Österreich gesorgt, bei denen junge Frauen kurz nach ihrer Impfung ohne anderen ersichtlichen Grund an Herzversagen gestorben waren. Eine nähere Untersuchung ergab jedoch keine Hinweise darauf, dass der Impfstoff dafür verantwortlich war, wie das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut 2008 in einer Stellungnahme erklärte.
Zudem sei keine immunologische Reaktion bekannt, die ohne typische klinische Symptome oder Gewebebefunde zum Tod führen könne. „Daher ist bei den beiden tragischen Todesfällen nach derzeitigem Kenntnisstand davon auszugehen, dass es sich um ein zeitlich zufälliges Zusammentreffen, nicht jedoch um einen ursächlichen Zusammenhang mit der Gardasil-Impfung handelt“, so das Fazit der Mediziner.
Nur eine zeitliche Koinzidenz
Das Paul-Ehrlich-Institut ging auch drei Fällen aus Australien nach, in denen nach der HPV-Impfung eine multiple Sklerose gemeldet wurde. Auch hier ergab sich kein Hinweis darauf, dass die Erkrankung durch die Impfung hervorgerufen wurde. Die Patientinnen hätten bereits vor der Impfung über klinische Symptome der MS geklagt, aber ihre Diagnose erst hinterher erhalten. Insgesamt sind den Angaben der US-amerikanischen Centers for Disease Control (CDC) nach bei rund sieben Prozent der HPV-Impfungen mit Gardasil schwerere Nebenwirkungen gemeldet worden, in den allermeisten Fällen habe man aber keinen kausalen Zusammenhang mit der Impfung festgestellt.
„Nach derzeitiger Datenlage bieten die beiden Impfstoffe gegen HPV eine vergleichbare Sicherheit wie andere seit langem verwendete Impfstoffe, wie etwa gegen Tetanus, Diphtherie oder Hepatitis B“, so das Fazit des Robert-Koch-Instituts. Allerdings werden etwas häufiger Ohnmachtsanfälle und Blutgerinnsel beobachtet. Die deutschen Gesundheitsbehörden appellieren nach wie vor dafür, junge Mädchen gegen HPV impfen zu lassen. Das Robert-Koch-institut ermahnt aber auch: “ Die Impfung gegen HPV kann und soll die Teilnahme am Früherkennungsprogramm nicht ersetzen.“
Stand: 19.04.2013