Neben der Herbizidtoleranz gibt es noch viele weitere Anwendungen von Grüner Gentechnik. Transgene Pflanzen, die etwa Insekten-Schädlinge eigenständig verjagen oder töten, resistent gegen Viren und Pilze sind oder unter besonders widrigen Bedingungen wie Trockenheit und hohem Salzgehalt im Boden wachsen können, sind dank entsprechend modifizierter Sorten heute keine Zukunftsmusik mehr.
Ein australisches Forscherteam hat unlängst eine Reispflanze entwickelt, die mit Hilfe eines Gens aus der Ackerschmalwand (Arabidopsis Thaliana) nun deutlich besser auf versalzenen Böden wächst als herkömmliche Sorten. Bei Arabidopsis hatte bereits zuvor geklappt, was die Forscher des Australian Centre for Plant Functional Genomics (ACPFG) nun auch im Reis schafften: Die Salzionen, die die Pflanze über das Wasser mit den Wurzeln aufnimmt, konnten an den salzsensiblen Pflanzenzteilen vorbeigeleitet werden, um schließlich in den salztoleranten Pflanzenteilen gespeichert zu werden.
Wozu das Ganze?
Viele Forscher gehen von einer Verschlechterung der Anbaubedingungen durch den Klimawandel aus. Wassermangel ist bereits jetzt vielerorts ein Problem – besonders der Reisanbau bedarf aber einer kontinuierlichen und intensiven Bewässerung. Zwar ist Reis eigentlich keine Wasserpflanze, über die Jahrhunderte hinweg hat sich jedoch das Überfluten der Reisfelder als wirksame Methode im Kampf gegen Unkraut und andere Schädlinge erwiesen. 80 Prozent des weltweiten Reisanbaus erfolgen daher nach der Nassreismethode.
Da aber immer mehr Menschen satt werden müssen und die klimatischen Veränderungen zum Teil die verfügbaren Wassermengen immer weiter schrumpfen lassen, sinkt die Wasserqualität. Aufbereitungsanlagen sind teuer und so werden Böden zunehmend versalzen und verunreinigt, dadurch wachsen die Reispflanzen langsamer und auch die Erträge sinken. Wissenschaftler hoffen daher, mit Hilfe der Grünen Gentechnik diese und andere Getreidepflanzen künftig dynamisch und flexibel an die sich schnell verändernden Wachstumsbedingungen anpassen zu können.
Zusätzliche Nährstoffe gegen den Welthunger?
Ein weiterer – wenn auch umstrittener – Ansatz im Kampf gegen die vielerorts verbreitete Unterernährung verfolgt das Ziel, die Pflanzen mit immer mehr essenziellen Nährstoffen auszustatten. Dabei ist in den letzten Jahren besonders der stark beworbene „Golden Rice“ bekannt geworden. Ihm wurde ein Gen aus dem Mais eingebaut, das dafür sorgt, dass im Reiskorn mehr von der Vitamin-A-Vorstufe Beta-Carotin produziert wird. Dies soll den Vitamin-A-Mangel bei Millionen armen Menschen vor allem in Asien beheben helfen.
Bisher bleiben die Erwartungen an den Reis jedoch weit zurück. So rechnete Greenpeace unlängst vor, dass ein Erwachsener um die vier Kilo Reis am Tag zu sich nehmen müsste, um seinen Vitamin-A-Bedarf zu decken. Zudem kritisierten Forscher das Prozedere, mit dem die Hersteller den Golden Rice in klinischen Studien bisher testeten. So ist der Reis noch nicht für den Markt zugelassen. Jedoch laufen in mehreren Ländern Feldstudien dazu. Trotzdem wird es noch einige Zeit dauern, bis der Reis frei angebaut werden kann. Ob er dann wirklich die Erwartungen erfüllt, bleibt bislang aber unklar. Die Frage, ob das weltweite Hunger-Problem damit gelöst werden kann und sollte, den Ärmsten ein Allround-Nahrungsmittel zur Verfügung zu stellen, das mit allem Notwendigen ausgestattet ist und sie am Leben hält , steht auf einem ganz anderen Blatt.
Kathrin Bernard
Stand: 12.04.2013