Hanna fühlt sich gut, sie hat bereits kurze Zeit nach dem „Snifen“ des Pulvers ein euphorisches Gefühl. „Du fühlst dich, als seist du der Größte, „beschreibt der Nutzer eines Forums im Internet die Wirkung.
Von einer Nervenzelle zur nächsten
Grund hierfür ist der Einfluss der Droge auf die Neurotransmitter im Gehirn. Diese sind Vermittler-Moleküle zwischen einzelnen Neuronen (Nervenzellen) im ganzen Körper. Damit Signale, wie Schmerzreize oder Hitze- und Kälteempfindungen dort im Gehirn ankommen, wo sie verarbeitet und gegebenenfalls beantwortet werden können, müssen die Informationen von einer Nervenzelle zur nächsten übertragen werden. Dies geschieht an speziellen Schnittstellen – den sogenannten Synapsen.
Und das geht so: Das Endknöpfchen einer Nervenzelle gibt – nachdem es über ein Aktionspotential ein Signal erhalten hat – den Neurotransmitter aus schon bereitstehenden Sammelbläschen ab. Dazu verschmelzen die kleinen, mit dem Botenstoff gefüllten Vesikel mit der Membran des Endknopfes und entlassen so ihren Inhalt in den synaptischen Spalt – den Raum zwischen zwei Neuronen. Auf der andern Seite des Spaltes liegt eine weitere Nervenzelle, die mit für den Transmitter passenden Rezeptoren ausgestattet ist.
Die Rezeptoren funktionieren wie Andockstellen für den Botenstoff und lösen bei Bindung desselben eine Signalkaskade aus, die die Information ins eigene Zellinnere weiterträgt. Beispiele für solche Transmitter-Moleküle sind etwa Acetylcholin, Noradrenalin oder Dopamin. Insbesondere letzteres ist beim Drogenrausch, aber auch bei der Entstehung einer Sucht von besonderer Bedeutung.
Akuter Rausch
Bei Hanna im Gehirn greift jetzt das Kokain in die Kommunikation zwischen den Nervenzellen ein. Wie viele andere Drogen beeinflusst es dabei den Transmitter Dopamin. Auf welche Weise verschiedene Substanzen die Dopamin-Kommunikation dabei beeinflussen, ist jedoch unterschiedlich. Kokain stört die Wiederaufnahme und das Recycling des Glückshormons. Denn da Nervenzellen sparsam sind, produzieren sie nicht ständig Unmengen der Botenstoffe. Häufig werden die Signalstoffe einfach wieder in die Nervenzelle aufgenommen, um dort abermals in Sammelbläschen verpackt zu werden und auf das nächste elektrische Signal zu warten.
Doch eben dieses Recycling verhindert Kokain, indem es an die Transporter bindet, die für die Wiederaufnahme zuständig sind. Zusätzlich veranlasst die Droge eine verstärkte und länger anhaltende Ausschüttung von Dopamin in den synaptischen Spalt. Die Botenmoleküle bewegen sich also weiterhin zwischen den beiden Nervenenden und können erneut an die Rezeptoren binden. Das führt zu einem über die Länge des Rausches andauernden Glücksgefühl.
Kathrin Bernard
Stand: 22.02.2013