Schwinden die Gletscher in den Alpen, hat dies nicht nur für den Skitourismus Folgen. Auch der gesamte Wasserkreislauf dieser Region wird sich verändern. Denn die Alpengletscher beeinflussen unter anderem den Abfluss aus den Hochgebirgsregionen in die Flüsse im Tal, sie sind ein wichtiger Wasserspeicher. Noch werden diese Flüsse durch das Abschmelzen der Eisreserven im Sommer gespeist und können deshalb nicht trocken fallen.
Im Hochsommer, wenn die Schneeschmelze bereits vorbei ist und die Gletscherschmelze ihren Höhepunkt erreicht, kann das Wasser in den Flüssen einiger Gebiete bis über 80 Prozent aus Gletscherschmelzwasser bestehen, so beispielsweise in Vent im Ötztal. Auch der Inn speist sich zum Teil aus Gletscherwasser. Während heißer und trockener Sommermonate kann der Gletscher-Anteil des Flusswassers bei Innsbruck zwischen 20 und 30 Prozent ausmachen, wie Glaziologen ermittelten.
Sind die Gletscherreserven aber abgeschmolzen, sind die Gebirgsflüsse nur noch auf das veränderliche Niederschlagsangebot angewiesen. Als Folge könnten einige von ihnen im Sommer extremes Niedrigwasser führen oder sogar ganz trockenfallen. Und noch einen positiven Effekt haben die Gletscher auf die Gebirgsflüsse: Der ständige Zustrom kalten Wassers hält die Wassertemperaturen niedrig. Dadurch sinkt die Gefahr eines übermäßigen Algenwachstums und damit von Überdüngung und Sauerstoffarmut im Sommer.
Die bayrischen Gletscher allein haben allerdings wegen ihrer geringen Fläche kaum Auswirkungen auf die Alpenregion. Das Gesamtvolumen aller bayerischen Gletscher von 9,45 Millionen Kubikmeter entspricht etwa der Menge an Wasser, die bei normalen Wasserstand innerhalb von 38 Stunden in der Isar durch München fließt. Aber wie der aktuelle Gletscherbericht zeigt, schrumpfen auch die schweizerischen und österreichischen Alpengletscher langsam aber stetig. Gehen auch sie verloren, wären die Auswirkungen nach Einschätzungen der Forscher zumindest für die Alpenregion gravierend.
Gletscherbericht, Bayerische Akademie der Wissenschaften
Stand: 04.01.2013