Das Anthropozän, das Geologen als Folge der erheblichen Veränderungen des Planeten durch den Menschen zu einem neuen geologischen Zeitalter ausgerufen haben, wird bis heute auf Karten gezeigt, die auf Techniken basieren in denen der physische Raum zentrale Bedeutung hat. Doch die bloße geografische Lage von Orten ist heute lange nicht mehr das einzige, was durch Karten dargestellt werden soll.
Stattdessen geht es mehr und mehr auch darum, die komplexen Wechselwirkungen des Menschen mit seiner Umwelt zu visualisieren. Die Spanne reicht von der Bevölkerungsverteilung und den Ressourcenverbrauch über soziale und wirtschaftliche Indikatoren bis hin zur Frage, wo die Menschen besonders glücklich oder unglücklich sind. Die Karten, die in einem konventionellen Atlas zu sehen sind, stellen nur eine Dimension der vielen Räume dar, die die heutige globalisierte Welt prägen.
Mehr Möglichkeiten durch digitale Technik
Digitale Technologie führte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem zu einer effizienteren, aber auch immer komplexeren Möglichkeit der Analyse und Darstellung geografischer Daten der Umwelt und Gesellschaft. So gehören Geografische Informationssysteme heute längst zum normalen Handwerkszeug der Geografen. Mit immer weniger Aufwand konnten nun immer größere Datenmengen erhoben und miteinander verknüpft werden. Die wachsende Komplexität von Daten und ihrer Verarbeitung spiegelt dabei die gesellschaftlichen Entwicklungen wieder.
Als alternatives Kartenkonzept wurden sogenannte anamorphe Kartendarstellungen entwickelt, auch als Kartogramme bezeichnet. Bei dieser Art von Karten wird eine Grundkarte anhand bestimmter Kriterien verzerrt, um raumbezogenen Informationen zu vermitteln, beispielsweise die Verteilung der Bevölkerung auf die verschiedenen Länder der Erde. Erste konzeptionelle Überlegungen zu solchen Karten gab es zwar bereits im 18. Jahrhundert, aber erst durch die digitale Technik wurden die dafür benötigten mathematischen Berechnungen erheblich vereinfacht und die Darstellungen präziser sowie visuell ansprechender.
Benjamin Hennig
Stand: 23.11.2012