Die von Hennig entwickelte Projektion kann natürlich mehr als nur Bevölkerungsdaten darstellen: So hat der Forscher die Rastertransformation genutzt, um beispielsweise Niederschlagsmengen im Jahresverlauf darzustellen. Vergrößerte Gitterberieche zeigen anschaulich, wo es zu einer bestimmten Jahreszeit auf der Erde am meisten regnet.
Ein weiteres Anwendungsbeispiel ist der Einfluss des Menschen auf den Planeten in Form des ökologischen Fußabdrucks. Auf einer normalen Weltkarte, allein über Farben kodiert, ist dieser kaum aussagekräftig, da die Größe eines Landes wenig über die Zahl der Menschen aussagt, die den entsprechend dargestellten Lebensstil repräsentiert.
Lebensstil und Menschenzahl
Wechselt man die Perspektive und visualisiert dieselben generalisierten Daten aus Sicht der Bevölkerungsverteilung, ergibt sich schon ein anderes, wenngleich noch immer nur bedingt aussagekräftiges Bild. Denn Regionen mit vielen Einwohnern wie China oder Indien erscheinen überrepräsentiert, obwohl ihr Anteil am Ressourcenverbrauch pro Kopf deutlich geringer liegt als beispielsweise in den USA oder Deutschland. Der verschwenderische Lebensstil dieser wohlhabenderen Regionen erscheint dadurch wenig problematisch, weil relativ betrachtet wenige Menschen so leben.
Die Karte zeigt jedoch immerhin deutlich, wie viele Menschen jeweils einem bestimmten Lebensstil nachgehen. Dies lässt erahnen, welche Probleme entstehen, wenn beispielsweise ein verschwenderischer Lebensstil auch in den bevölkerungsstarken Regionen der Erde gelebt werden würde, ohne dass neue Nachhaltigkeitskonzepte für einen steigenden Lebensstandard entwickelt werden.
Reale Anteile zeigen reale Sündenböcke
Noch ein anderes Bild ergibt sich jedoch, wenn man den ökologischen Fußabdruck in sein reales quantitatives Ausmaß umrechnet. Wenn man also darstellt, wie viele Ressourcen jeder Mensch in einem bestimmten Gebiet verbraucht und dies als Basis der Rastertransformation nimmt. Dann wird deutlich, wie verschwenderisch der Lebensstil der wenigen wohlhabenden Nationen im Vergleich zu den ärmeren Regionen ist, und welche extremen Ungleichheiten sich dadurch auf globaler Ebene ergeben.
Mehr als nur die bloße Bevölkerungsverteilung zeigt auch die bekannte Satellitenbilddarstellung der Erde bei Nacht. Denn sie ist weniger ein Bild der am dichtesten bevölkerten Gebiete der Erde, sondern hebt vielmehr die Orte hervor, an denen es sich die Menschen leisten können, den Nachthimmel mit Licht zu erhellen. Dasselbe Satellitenbild, transformiert nach einer Bevölkerungsprojektion, zeigt eine andere Realität: Eine Realität, in der viele Menschen in Afrika, Asien und Südamerika in Dunkelheit leben.
Benjamin Hennig
Stand: 23.11.2012