Die Schulmathematik liefert im Prinzip alle Werkzeuge, damit Kinder sich ein Bild von großen Anzahlen machen können. Alle hier aufgezählten Ideen und Vergleiche beruhen auf dem einfachen mathematischen Modell der Proportionalität beziehungsweise der Dreisatzrechnung. Unsere Kinder lernen diese Rechenverfahren und Methoden in der sechsten und siebten Klasse und lösen auch
Übungsaufgaben dazu.
Die Kinder würden aber niemals auf die Idee kommen, diese Mathematik modellbildend einzusetzen, um sich eine Vorstellung von großen Anzahlen im täglichen Leben zu machen. Dazu fehlt ihnen noch die Lebenserfahrung, das Weltwissen. Die Kontexte, in denen sie in der Schule Mathematik lernen, sind sehr isoliert und konstruiert. Um etwas Neues zu erlernen, ist das auch gut so.
Große Zahlen und Anzahlen machen aber trotz mehr Lebenserfahrung auch Erwachsenen Probleme – vor allem dann, wenn sie außerhalb unserer Erfahrungswelt liegen. Mathematik kann hier auch im positiven Sinne helfen, rational zu bleiben. Etwa in Bezug auf unsere Staatsschulden. Denn den zwei Billionen Euro Schulden steht ein enormes Staatsvermögen gegenüber. Eine gegenseitige Aufrechnung kommt daher ziemlich glatt auf Null heraus; die Vermögen der privaten Haushalte gar nicht eingerechnet. So betrachtet sind die zwei Billionen wieder wenig.
Matthias Ludwig / Forschung Frankfurt
Stand: 26.10.2012