Naturereignisse/Naturkatastrophen

Städte auf dem Pulverfass

Kathmandu, Istanbul & Co

Blick auf Kathmandu © Herr-Schlauschlau / CC BY 3.0

Wie hoch die Erdbebenschäden in den Städten sind, hängt neben geologischen Bedingungen also auch von der Bauweise der Häuser ab. So haben Geowissenschaftler die weltweit höchste Erdbebengefahr in Nepals Hauptstadt Kathmandu ausgemacht, einer Stadt mit einer Million Einwohnern. Die Häuser sind nämlich meist recht einfach errichtet. Dies ist zudem der Grund, warum viele auch in Delhi und Mumbai, Manila, Islamabad, Karatschi, Teheran, Jakarta und Bandung, in Bogotá, Mexiko-Stadt, Guatemala-Stadt, San Salvador, Quito und Lima mit hohen Opferzahlen rechnen. Und auch in einer europäischen Metropole: in Istanbul.

Istanbul, gefährdete Millionenstadt am Bosporus © Erol Gülsen/ CC-by-sa 3.0 de, USGS

Izmit-Beben sorgte für 18.000 Tote

Wie gefährdet die türkische Megacity ist, hat ein Beben der Stärke 7,6 im Jahr 1999 im 100 Kilometer entfernt gelegenen Izmit gezeigt, bei dem 18.000 Menschen starben. In Izmit leben nur 300.000 Menschen, in Istanbul 17 Millionen. Doch beide Städte verbindet die nordanatolische Verwerfung, wo die Eurasische und die Anatolische Kontinentalplatte sich aneinander vorbeischieben. Die Wahrscheinlichkeit für ein heftiges Beben innerhalb der kommenden 30 Jahre liegt bei 60 Prozent.

„Solch große Beben können wir nur mithilfe von Supercomputern simulieren“, sagt Heiner Igel. Auf den Bildschirmen der Rechner sehen simulierte Erdbeben beeindruckend aus. Doch kommen Simulationen noch immer nicht nahe genug an die Realität heran. Die Seismologen brauchen deshalb neue komplexe Software und immer leistungsfähigere Supercomputer, etwa den am Leibniz-Rechenzentrum in Garching bei München. Der 48-Jährige wird nicht müde, den Bedarf zu betonen. Denn: „Die Forschung steckt immer noch in den Kinderschuhen“, sagt Igel.

Japan: Die Folgen von Erdbeben und Tsunami 2011 © Matthew M. Bradley / U.S. Navy photo

Dem Zittern der Erde auf der Spur

Große europäische Forschungsnetzwerke, die SPICE oder aktuell QUEST heißen, zeigen, wie viel Grundlagenforschung notwendig ist, um dem Zittern der Erde auf die Spur zu kommen. Bei beiden arbeitet Igel federführend mit, in seinem Büro hängen Radtrikots mit den Projekt-Logos. Die Trikots hat Igel, begeisterter Rennradfahrer, selbst gestaltet. Auf einem ist auf dem linken Ärmel eine zittrige Kurve zu sehen. „Es ist das einzige Trikot weltweit, das ein Seismogramm für ein Beben der Magnitude 8 zeigt“, sagt Igel und lacht.

Solchen Superbeben wollen die Forscher nicht nur mit Superrechnern beikommen, sie entwickeln neue Messgeräte wie Rotationssensoren und arbeiten gleichzeitig daran, die komplexen Ursachen von Beben theoretisch zu verstehen. So wissen sie zum Beispiel, dass große Beben, wie sie weltweit derzeit gehäuft auftreten, kleinere Beben oft Tausende von Kilometern entfernt auslösen. Nur was steckt dahinter?

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Hubert Filser/ „Einsichten – Das Forschungsmagazin“ der Ludwig-Maximilians-Universität München
Stand: 08.12.2011

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Auf Kante
Warten auf „The Big One“

Das Dilemma der Seismologen
Wann Erdbeben auftreten ist nicht vorhersagbar

Wie ein Riss in der Windschutzscheibe…
Forscher simulieren Erdbebenfolgen

Städte auf dem Pulverfass
Kathmandu, Istanbul & Co

Auswirkungen auf die Erdrotation und kürzere Tage
Schwere Erdbeben bringen unseren Planeten „durcheinander“

Tatort Seattle?
Erbebengefahr im Nordwesten der USA und in Kanada ist groß

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