Am 15. und 16. Juni machen sich die Taucher auf zum ersten neu zu erkundenden Ziel der Expedition: einer Höhle mit einer spektakulären natürlichen Gesteinsbrücke. Diese Struktur war erst im Jahr 2009 bei Voruntersuchungen entdeckt worden.
Mit Multibeam-Sonar und Tauchroboter
Damals hatten die Forscher die Ränder des Gesteinssockels der Bermudainseln mit Hilfe eines Multibeam-Sonars vermessen. „In einer Region verliefen einige Sedimentkanäle mit steilen Wänden und sich verzweigenden Ästen senkrecht zur Inselkante“, erzählt Tom Iliffe vom Marine Biospeleology Lab der Texas A&M University, einer der Leiter der Expedition. In einem dieser Kanäle zeigte das Multibeam-Sonar zwei Hohlräume. Mit einem ferngesteuerten Tauchroboter erkundeten die Wissenschaftler daraufhin die Formation näher. „Die Struktur entpuppte sich als natürliche Brücke, wahrscheinlich der Rest einer ehemaligen Höhle“, so Iliffe. Der Forscher vermutet, dass auch durch diesen Bogen einst Süßwasser vom Landesinneren ins Meer floss.
Der Gesteinsbogen der Brücke ist acht Meter breit und 40 Meter lang. Während der landwärts gelegene Zugang zu dem von diesem Bogen gebildeten Tunnel verschüttet ist, erweist sich der seewärtige Eingang als frei. Diesen steuern die Taucher nun an um zwei Jahre nach Entdeckung dieser Struktur erstmals auch ihr Innenleben näher zu untersuchen.
Sackgasse unterm Steinbogen
„Als ich in den weit aufklaffenden Eingang der Höhle schaute, konnte ich schon das am anderen Ende des Ganges einfallende Tageslicht sehen“, berichtet der Höhlentaucher Paul Heinerth. Aber noch war unklar, ob es im Inneren des Ganges nicht vielleicht noch eine Abzweigung zu einem intakten Höhlensystem geben könnte. „Tatsächlich gab es da eine tunnelähnliche Struktur, die nach Norden abzweigte“, sagt Heinerth. „Ich fragte mich, was für eine Höhle dort wohl auf seine Entdeckung wartete.“
Doch die Hoffnung erweist sich als verfrüht: Der Gang endet schon wenige Meter weiter in einer Sackgasse. Die Forscher müssen sich mit einigen Gesteinsproben und einer genauen Vermessung der Höhle zufrieden geben. Dennoch ist der Tauchgang ein Erfolg, denn die Unterwasserbrüche und ihr Innenleben sind nun erstmals genauer kartiert. Die geologischen Proben geben Wissenschaftlern an Land weitere Möglichkeiten, ihre Entstehung näher zu erforschen.
„Das Sahnehäubchen dieses Tauchtages kam am Ende: Als ein drei Meter großer Mantarochen bei unserem 18-Meter-Dekompressionsstopp direkt auf mich zukam“, berichtet Brian Kakuk von der Bahamas Cave Research Foundation, der vierte Taucher. „Es sah aus, als wenn Brian mit dieser Wasserkreatur tanzte“, schildert Jill Heinerth die Begebenheit. Erst nach einer dritten Runde drehte der Rochen ab und verschwand in den Weiten des Ozeans.
Nadja Podbregar
Stand: 18.11.2011