Warm oder kalt, salzig oder süß, hell oder dunkel: Für Lebewesen sind die Unterwasserhöhlen der Bermudas ein extrem veränderliches und vielseitiges Habitat. Denn sowohl Lichtverhältnisse als auch der Zustand des Wassers ändern sich je nach Lage, aber auch im Laufe der Zeit. Viele der Höhlen stehen unter dem Einfluss der Gezeiten: Bei Ebbe strömt Wasser aus ihnen ins Meer, bei Flut fließt frisches Meerwasser ein – und mit ihm Plankton und damit neue Nahrung für die Höhlenbewohner.
Das Rätsel des unterirdischen Salzwassersees
Ein Sonderfall ist die Tucker’s Town Cave im Norden der Bermuda-Hauptinsel: Sie besteht im Prinzip nur aus einem 20 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Eingang, der nach unten in einen großen Salzwassersee führt. Licht fällt kaum in die Höhle, im See herrscht nahezu Dauerdunkel. Einen sichtbaren Abfluss oder eine Verbindung zum Meer konnten die Höhlentaucher nicht finden. Dennoch bewegt sich auch in dieser scheinbar isolierten Höhle der Wasserstand im Rhythmus der Gezeiten – hinkt dabei allerdings knapp eine Stunde hinterher.
Der Höhenunterschied zwischen Ebbe und Flut betrage rund 62 Prozent der Schwankungen im offenen Meer, sagt der Höhlenbiologe Tom Iliffe. Ein Hinweis auf eine mögliche Verbindung zum Meer könnte eine trichterförmige Senke im Sand des Seegrunds sein. Möglicherweise, so vermuten die Höhlenforscher, deutet er auf die Existenz einer noch tieferen Höhlenebene hin. Eine Passage oder einen Tunnel fanden sie jedoch nicht.
Noch weiter im Inneren der Insel existieren auch zahlreiche Höhlen, die kaum eine Verbindung zu Ozean haben. In ihren Tümpeln bewegt sich das Wasser noch weniger, eine brackige Schicht aus Regenwasser gemischt mit Meerwasser steht auf der Wasseroberfläche. In der Coffee Cave liegt der Salzgehalt zu manchen Zeiten nur bei neun Promille – das Atlantikwasser hat normalerweise 35 Promille. Tiere und Pflanzen in diesem Lebensraum müssen sich daher auch an wechselnde Salzgehalte anpassen.
Die Höhle der zweifarbigen Wände
Ein weiteres, für viele Salzwasserhöhlen typisches Phänomen ist in der Green Bay Cave deutlich zu erkennen: Die Wände dieser Höhle sind zweifarbig: Wie mit einem Lineal gezogen trennt eine auf einer Höhe liegende Linie einen oberen hellen Teil von einem unteren, dunkel rotbraun gefärbtem Bereich der Wände.
Ursache dieser seltsamen Färbung ist das Wasser: In bestimmten Höhlenbereiche tauscht es sich nur ab und zu aus. Das führt dazu, dass sich kälteres und damit dichteres Meerwasser in Senken und im unteren Bereich dieser Höhlen sammelt. Es enthält Eisen- und Manganverbindungen, die sich an den Wänden ablagern und sie braun färben. Im Sommer dringt dann wärmeres, frisches Wasser ein und steigt nach oben. Es fängt sich den Kuppeln und Gewölben des oberen Höhlenteils.
Nadja Podbregar
Stand: 18.11.2011