Im November 2011 soll eine Zenit-2-Rakete vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan abheben und die russische Raumsonde Phobos Grunt auf den Weg zum Mars bringen. Gleichzeitig wird der kleine chinesische Satellit Yinghuo-1 – chinesisch für Glühwürmchen – „Huckepack“ zum Mars befördert. Er soll ein Jahr lang das Mars-Schwerefeld vermessen.
Bodenproben werden „verschickt“
Für Phobos Grunt – aus dem Russischen, soviel wie Phobos Boden – ist der Name der Mission Programm: Es geht um das Absetzen eines Landeapparats auf Phobos, um das Einsammeln von Oberflächenmaterial und um das „Verschicken“ der Bodenproben in einer Rückkehrkapsel, die im August 2014 auf der Erde erwartet wird.
Phobos Grunt soll den Marsmond aber zunächst aus einiger Entfernung erkunden. 15 Instrumente sind dazu an Bord, darunter mehrere Kameras, Spektrometer und ein Radar. Bevor Phobos Grunt landen kann, wird die voraussichtliche Landestelle auf der vom Mars abgewandten Seite von Phobos nochmals genauestens vermessen.
Dazu folgt das Raumschiff zunächst dem Mond auf seiner Bahn um den Mars. Für die Landung selbst sind nur 40 Minuten vorgesehen. Bei diesem komplizierten Manöver werden Laser, Radar und Kameras den Landeapparat leiten.
Roboterarm arbeitet in Windeseile
Gerade einmal 17 Minuten Zeit verbleiben zum Einsammeln der Proben mit dem Roboterarm. Nur in dieser kurzen Zeit sind die Beleuchtung der Landestelle und gleichzeitig der Kontakt zur Erde gewährleistet.
Danach hebt der Rückkehrapparat mit rund 200 Gramm Probenmaterial von der Oberfläche ab und macht sich auf den Rückweg zur Erde. Das Landemodul, bestückt mit einer Reihe wissenschaftlicher Geräte, wird noch ein Jahr auf der Oberfläche von Phobos weiterarbeiten.
Internationale Zusammenarbeit
Die Vorbereitungen für die Phobos-Grunt-Mission und die anschließende Auswertung der Daten sollen gemeinsam mit den russischen Kollegen des Labors zur Erforschung extraterrestrischer Territorien der Moskauer Staatlichen Universität für Geodäsie und Kartographie und dem Labor für Vergleichende Planetologie des Vernadsky Instituts für Geochemie und Analytische Chemie der Russischen Akademie der Wissenschaften erfolgen.
Die Zusammenarbeit zwischen den Wissenschaftlern aus Russland und denen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie der Technischen Universität Berlin wird durch die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren gefördert. Die neu gebildete Helmholtz Russia Joint Research Group „Geodesy, Cartography, and Exploration of Phobos and Deimos“ wird unterstützt durch eine internationale Expertengruppe, die sich jährlich am International Space Science Institute in Bern trifft.
Wenn 2014 die Rückkehrkapsel von Phobos Grunt Material von Phobos zur Erde bringt, wird die Untersuchung der Proben nicht nur unsere Kenntnisse über Phobos, sondern vielleicht auch unser Wissen über die Entstehung unseres Sonnensystems erweitern.
Jürgen Oberst und Marita Wählisch / DLR-Magazin
Stand: 03.11.2011