Mit dem Thema Luftverschmutzung in Megacities beschäftigt sich auch Bhola Ram Gurjar, Professor am Indian Institute of Technology in Roorkee. Er leitet dort eine indische Partnergruppe des Max-Planck-Instituts für Chemie. Ihm und seinen Kollegen geht es weniger um die Zugbahnen von Emissionswolken oder die Veränderung der Schadstoffe darin, sondern um die Folgen von schlechter Luftqualität auf die Gesundheit der Menschen.
Emissionen der 18 wichtigsten Megacities untersucht
Um diese bestimmen zu können, haben die Wissenschaftler zunächst die Emissionen der 18 wichtigsten Megacities weltweit untersucht. Je nach Verkehrsaufkommen, Anzahl und Art der Industriebetriebe sowie den Lebensgewohnheiten der Menschen ergab sich für jede Megacity eine charakteristische Form der Luftverschmutzung. Peking, Shanghai oder Los Angeles emittierten danach am meisten CO2. In Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs, fanden die Forscher dagegen die höchsten Schwefeldioxidkonzentrationen. Karatschi in Pakistan, die indischen und ägyptischen Metropolen Delhi und Kairo sowie erneut Dhaka waren Spitzenreiter in Sachen Feinstaubbelastung.
Zusammen mit Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie, entwickelte Gurjar ein mathematisches Modell, Ri-MAP (Risk of Mortality-Morbidity due to Air Pollution), das Vorhersagen trifft, wie gefährlich die Luftverschmutzung in den verschiedenen Megacities ist – verglichen mit einem Leben in sauberer Atmosphäre. Nach diesem Index der Luftverschmutzung bieten Osaka-Kobe, Tokio und São Paolo die gesündeste Luft, während sie in Dhaka, Peking und Kairo besonders schädlich ist.
Viele zusätzliche Todesfälle durch Luftverschmutzung
Ri-MAP enthüllte sogar, wie viele zusätzliche Todesfälle in den 18 untersuchten Megacities auf das Konto der Luftverschmutzung gehen. Ergebnis: In Karatschi kosten die Schadstoffe 15.000 Menschen das Leben, in Dhaka 14.700 und in Kairo 14.100 – pro Jahr. Zum Vergleich: In New York oder Tokio sind es weniger als 500.
„Die Analyse zeigt eine eindeutige Tendenz: Das von der Luftverschmutzung ausgehende Gesundheitsrisiko ist in den Megastädten der Entwicklungsländer größer als in denen der Industrienationen“, sagt Bhola Ram Gurjar. „Die Risikoschätzungen mögen nicht perfekt sein, doch wir sind der Meinung, dass sie bei der Aufstellung von Richtlinien zur Schadstoffkontrolle hilfreich sein können.“
Forscher optimieren Ri-MAP-Modell
Die Forscher arbeiten nun daran, ihr Modell weiter zu verbessern und noch praxistauglicher zu machen. So wollen sie beispielsweise künftig weitere Schadstoffe wie Schwermetalle, Ozon oder winzige Staubteilchen berücksichtigen. Und irgendwann ist auch ein Abgleich der Modellrechnungen mit den amtlichen Todesstatistiken der Megastädte geplant. Halten die Ri-MAP-Zahlen diesem Härtetest stand, wäre ein wichtiges Ziel der Wissenschaftler erreicht.
maxwissen, GEOMAX 17 / Dieter Lohmann
Stand: 16.09.2011