Nach dem Einsturz von beiden Türme und der weitestgehenden Zerstörung von World Trade Center 3 und 7 dauerten die Bergungs- und Aufräumarbeiten am Ground Zero fast ein Jahr. Monatelang durchforsteten Hilfskräfte erst die rauchenden Trümmer nach den Leichen von Opfern und trugen dann Kräne und Bagger die Stahl- und Betontrümmer ab.
Was sollte aber mit der 6,47 Hektar großen Fläche in einem der teuersten und besten Lagen Manhattans geschehen? In den ersten Jahren nach der Katastrophe wurde diese Frage heftig diskutiert. Im Gedenken an die Opfer könne man auf keinen Fall zum „business as usual“ zurückkehren und die Fläche einfach wieder mit Hochhäusern bebauen, meinten die einen. Andere, darunter viele der Architekten, die sich an dem Wettbewerb zur Neubebauung beteiligten, vertraten eher einen „Jetzt-erst-recht“-Ansatz. Immerhin vier der sieben in der Endrunde eingereichten Entwürfe sahen Bauten vor, die höher als das alte WTC aufragen.
Noch höher hinaus
Und die „Jetzt-erst-recht“-Haltung setzte sich schließlich weitestgehend durch: An Ground Zero entstehen sechs neue Gebäude, bis auf das Mahnmal „National September 11 Memorial and Museum“ sind auch die Neubauten alle wieder Wolkenkratzer. An der Nordwestecke des Geländes, ist zurzeit das „One World Trade Center“ im Bau. Das 105-Stockwerke umfassende Hochhaus soll im Jahr 2013 fertig gestellt sein. Mit einer Höhe von 541 Metern wird es dann nicht nur die alten Türme des World Trade Centers übertreffen, es wäre das höchste Gebäude der USA sein. Zwei weitere der in Bau befindlichen Neubauten, Tower 2 und 3, werden mit 411 und 378 Metern Höhe nur knapp niedriger sein.
Bereits seit 2006 fertig gestellt ist der Neubau des beim Einsturz des Südturms beschädigten World Trade Center 7. Nach Angaben des Eigentümers, Silverstein Properties, habe man aus der Katastrophe gelernt und beim Bau höhere Sicherheitsansprüche gestellt als bei den alten Türmen. Der Wolkenkratzer soll durch einen Betonkern stabiler sein als seine Vorgänger und besser gegen Brände geschützt. Laut Eigentümer ist das 52-stöckige Gebäude zudem das erste grüne Bürohochhaus der Stadt New York.
„Reflecting Absence“ – das Mahnmal
An den Verlust der früheren Türme und an die Anschläge vom 11. September erinnert bald nur noch das Mahnmal. Einzig in ihm hat sich der Gedanke erhalten, die Lücke auch baulich zu dokumentieren, die der Tod tausender Menschen gerissen hat. Unter dem Namen „Reflecting Absence“ soll das Mahnmal die hinterlassene Leere in einer Kombination von Park und Gebäude spürbar machen. „Es liegt in einem Feld von Bäumen, das durch zwei große leere Stellen mit versenkt eingelassenen Wasserbecken durchbrochen wird“, beschreiben die Architekten Michael Arad und Peter Walker die Anlage. „Die Wasserbecken und ihre Einfassungen zeichnen die Grundrisse der Zwillingstürme nach.“
Besucher dieser Installation sollen durch einen Vorhang fallenden Wassers die Becken und die in deren Einfassungen eingelassenen Namen der Opfer betrachten. Erste Bäume des Gedenkhains sind bereits gepflanzt. Das vorwiegend unterirdisch angelegte ergänzende Besucherzentrum und Museum soll zum zehnten Jahrestag der Anschläge teilweise eröffnet werden.
Nadja Podbregar
Stand: 02.09.2011