Energie

München als Ökostrom-Hauptstadt?

Die Ausbauoffensive Erneuerbare Energien

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Isar1, 2 und 3, die Uppenbornkraftwerke, das Maxwerk: Das supermoderne Praterkraftwerk ist im Großraum München kein Einzelfall in Sachen Wasserkraftnutzung. Insgesamt elf Anlagen sind in den letzten 100 Jahren im Bereich der Isar entstanden. Zusammen erzeugen sie bis zu 350 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich. Das reicht für rund 120.000 private Haushalte. Nicht schlecht, aber noch lange genug, finden die Stadtwerke München.

Im Rahmen ihrer Ausbauoffensive Erneuerbare Energien werden sie deshalb alte Wasserkraftwerke wie Isar 1 und 2 modernisieren und dadurch in Zukunft noch mehr Hydroenergie gewinnen. Doch auch damit nicht genug. Im Rahmen der Initiative „wollen die Stadtwerke München bis 2015 so viel Ökostrom in eigenen Anlagen erzeugen, dass damit alle rund 800.000 Privathaushalte versorgt werden könnten“, sagt Stephan Schwarz, SWM Geschäftsführer Versorgung und Technik.

Solarkraftwerk Andasol 3 © SWM / Langrock / Solar Millennium

Geothermie, Solarkraftwerke und noch viel mehr

Möglich werden soll dies durch einige neue Projekte im Münchener Raum, wie den Bau einer Geothermieanlage in der Gemeinde Sauerlach, rund 20 Kilometer südlich der bayerischen Landeshauptstadt. Oder durch den Einkauf in Erneuerbare Energien-Projekte im Rest Deutschlands oder im europäischen Raum. Dazu gehören beispielsweise zwei Photovoltaikanlagen in Ostdeutschland und eine Beteiligung am Solarkraftwerk Andaol 3 in der spanischen Provinz Granada. Letzteres soll noch im Jahr 2011 erstmals Sonnenstrom ins Netz speisen.

Zuletzt haben sich die Stadtwerke Mitte des Jahres 2010 gleich für 600 Millionen Euro Anteile am Offshore-Windpark „Gwynt y Môr“ (walisisch: Wind im Meer) vor der Küste von Wales gesichert. RWE und Siemens sind die Partner bei diesem Projekt, bei dem es 2014 mit der Stromproduktion losgehen soll. Alle Projekte zusammen genommen, werden die Stadtwerke spätestens ab 2015 nach eigenen Angaben etwa 2,4 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom erzeugen. Zum Vergleich: Alle 800.000 Privathaushalte Münchens benötigen aktuell nur rund zwei Milliarden Kilowattstunden jährlich. Fazit: Ziel erreicht.

Windpark „Gwynt y Môr“ © gemeinfrei

Ein „Strom-See“ in Europa

Zumindest theoretisch. Denn der regenerativ gewonnene Strom fließt ja nicht über separate Leitung etwa aus Wales direkt nach München, sondern wird ins internationale Netz eingespeichert. „Das europäische Strom-Verbundnetz ist mit einem riesigen See zu vergleichen. Jeder der Strom erzeugt, speist in diesen ‚Strom-See‘ ein; jeder, der Strom verbraucht, entnimmt etwas. Jedes regenerativ erzeugte Kilowatt macht den europäischen See sauberer. Die Beteiligungen an klimafreundlichen Energiegewinnungsanlagen außerhalb Münchens sind also sinnvoll. Denn ihr Umwelteffekt kommt auch den Münchnerinnen und Münchnern zu gute“, erklärt das Energieunternehmen.

Daran, dass der europäische See immer „grüner“ wird, wollen die Stadtwerke auch nach dem Jahr 2015 noch weiter mitarbeiten. Denn bis 2025 soll München zur ersten Millionenstadt der Welt werden, die genauso viel Strom regenerativ erzeugt, wie sie selbst verbraucht. Ein ambitioniertes Ziel, denn das sind zurzeit immerhin rund 7,5 Milliarden Kilowattstunden jährlich.

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Dieter Lohmann
Stand: 01.07.2011

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Strom-Maschine unter der Isar
Praterkraftwerk liefert „grüne“ Energie aus Wasserkraft

Stromproduktion im Verborgenen
Wie die Vision Praterkraftwerk entstand

Großbaustelle Isar
Der Bau des Praterkraftwerks beginnt

Ein Kraftwerk entsteht
Von Baggern, Turbinen und Eichenholzpfählen

„Grüner“ Strom satt
Praterkraftwerk erzeugt zehn Millionen Kilowattstunden Ökostrom jährlich

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