Der Nahe Osten schwimmt auf einem Meer aus fossilen Brennstoffen. So lagern nach den neuesten Zahlen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover allein in Saudi-Arabien, Iran, Irak, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) erstaunliche 98 Gigatonnen an konventionellem Erdöl im Boden – weit über die Hälfte aller weltweit bekannten Reserven.
Abu Dhabi plant Imagewandel
Das Emirat Abu Dhabi mit seinem Herrscher Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan – zugleich auch Regent der gesamten VAE – gehört in Sachen Rohstoff-Reichtum zu den besonders Privilegierten. Gerade mal 67.340 Quadratkilometer ist Abu Dhabi groß, es besitzt aber rund zehn Prozent der Erdöl- und fünf Prozent der Erdgasreserven der Erde.
Doch die Regierung Abu Dhabis lässt sich von solchen Zahlen nicht blenden. Sie hat längst die Zeichen der Zeit erkannt und bereitet sich schon jetzt auf das näher rückende Ende des Ölzeitalters in einigen Jahrzehnten vor. Bei der Suche nach Alternativen für die heimische Wirtschaft haben die Scheichs um Al Nahyan Erneuerbare Energien und Umwelttechnologien als mögliches neues Zugpferd ausgemacht. Entsprechend massiv investiert das Emirat große Teile des noch immer kräftig sprudelnden Geldes aus der Erdölindustrie in diesen Sektor.
Masdar City als Herzstück
Im Jahr 2006 wurde dazu eigens eine viele Milliarden Euro schwere Initiative – Masdar – aus der Taufe gehoben, die den Imagewandel vom Erdölgiganten zum Vorreiter bei „sauberen“ Technologien massiv vorantreiben soll. Herzstück und Vorzeigeprojekt der neuen Strategie ist die Ökostadt Masdar City.
„Dadurch das umweltgerechte Entwicklung und nachhaltiges Leben dort ein neues Niveau erreichen, wird sie der ganzen Welt lehren und vermitteln, wie alle Städte in der Zukunft gebaut werden sollten.“, beschreibt der Chefplaner der Ökostadt und zugleich Geschäftsführer der „Abu Dhabi Future Energy Company“ (ADFEC) und der Masdar Inititiative, Sultan Ahmed Al Jaber, das im Februar 2008 begonnene Bauvorhaben der Superlative.
Masdar als überdimensionales Forschungslabor
Ähnlich euphorisch zeigt sich auch der deutsche Wissenschaftler Alexander Rieck von der Fraunhofer-Gesellschaft. Zusammen mit Tobias Wallisser und Chris Bosse hat er das Architekturbüro LAVA gegründet, das an der Gestaltung des Stadtzentrums von Masdar entscheidend beteiligt ist. „Masdar ist ein Projekt, ein Labor, aus dem andere Länder der Welt lernen können. Von dieser Stadt geht derzeit eine ungeheure Kraft aus, die in die Welt ausstrahlen wird.“
17,5 Milliarden Euro wird Masdar City voraussichtlich kosten, einen Teil des Geldes stellt die Masdar-Initiative bereit, der Rest soll über Investoren oder den Handel mit Emissionszertifikaten finanziert werden.
Stand: 27.08.2010