Um den Bohrkern zu bergen, wird durch das Innere des Bohrkabels ein 9,5 Meter langer hohler Tubus an einem Kabel bis zum Bohrkopf hinabgelassen. Er nimmt den Bohrkern auf und kann nach ungefähr 90 Minuten wieder zum Schiff hochgezogen und gegen einen neuen leeren Probentubus ausgetauscht werden. Nicht jeder Bohrkern kann allerdings auch geborgen werden. Unter besonders schwierigen Verhältnissen liegt die Ausbeute manchmal sogar nur bei knapp 50 Prozent. Wenn es daher klappt, und der erste Bohrkern einer Bohrung das Deck erreicht, ist die Freude um so größer…
Einmal an Deck angelangt, wird der bereits sehnsüchtig erwartete, aber nicht gerade handliche, neuneinhalb Meter lange und 7,6 Zentimeter dicke Bohrkerntubus von der Bohrplattform zum so genannten „Catwalk“, oder „Laufsteg“ transportiert. Dieser lange, schmale balkonartige Vorbau an der Vorderseite der Bohrplattform nimmt den Bohrkerntubus auf und dient als Halterung, während die Bohrcrew ihn mit Kettensägen in rund 150 Zentimeter lange Teilstücke zersägt.
Die offenen Enden der Bohrkernstücke werden mit Plastikkappen verschlossen, um die Kerne vor den Austrocknen zu schützen, und die Hüllen beschriftet. Alle Einzelstücke des Bohrkerns landen schließlich im Kernlabor, dem Herz der JOIDES. Dort bleiben sie zunächst in Regalen so lange liegen, bis sie sich akklimatisiert haben und ihre Temperatur von den rund drei Grad, die am Meeresboden herrschen, bis auf Raumtemperatur angestiegen ist.
Einmal akklimatisiert, beginnt der lange Weg des Bohrkerns durch die verschiedenen Labors der JOIDES. Von Station zu Station wächst dabei die Datenmenge, die die Forscher dem unscheinbaren graubraunen Schlamm oder Gesteinsstück abringen.
Stand: 14.09.2001