Gibt es intelligentes Leben im All? Diese Frage beschäftigt nicht nur Science Fiction-Autoren und ihre Leser, sondern durchaus auch „ernsthafte“ Astronomen. Im Mittelpunkt stehen dabei jedoch keineswegs kleine grüne Männchen, Ufobesatzungen oder andere mehr oder weniger anthropomorphe Vorstellungen außerirdischen Lebens. Es handelt sich vielmehr um eine Art Spurensuche im All.
Forscher auf der Suche nach extraterrestrischer Intelligenz (SETI) gehen davon aus, dass eine intelligente Lebensform, die, ähnlich wie der Mensch, ein gewisses Niveau der technischen Entwicklung erreicht hat, sich am wahrscheinlichsten über Radiowellen bemerkbar machen könnte. Seit der Mensch Radio und Fernsehen erfunden hat, entweichen pausenlos Radiowellen aller Art von der Erde ins All. Da Radiowellen sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten, rasen diese unfreiwilligen Zeugen unserer Existenz bereits viele Lichtjahrzehnte von uns entfernt durch den Kosmos.
Im Extremfall könnten diese Radiowellen noch Jahrhunderte und Jahrtausende nach ihrer Entstehung in den entfernten Regionen des Kosmos aufgefangen werden. Ähnlich wie das Licht ferner Sterne ihren Zustand vor Jahrmillionen widerspiegelt, geben auch die Fernseh- und Radiowellen noch in ferner Zukunft das Bild der heutigen Menschheit wider.
Und genau dieser Effekt, so glauben die SETI-Forscher, könnte auch bei einer außerirdischen Zivilisation auf vergleichbarem Entwicklungsniveau eintreten: Auch sie könnte absichtlich der unabsichtlich Radiowellen aussenden, die von irdischen Radioteleskopen aufgefangen werden könnten – wenn sie existieren. Doch warum ausgerechnet Radiowellen?
Warum sollte eine wie auch immer geartete intelligente extraterrestrische Lebensform sich ausgerechnet mithilfe der gleichen Frequenzen des elektromagnetischen Spektrums verständigen wie wir? Zwei Gründe sprechen dafür: Zum einen sind Photonen zur Informationsübertragung auf weite Distanzen im All besonders gut geeignet: Sie bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit, sind einfach zu erzeugen und zu empfangen und werden vom den Magnetfeldern der Galaxien nicht abgelenkt. Auf vielen Frequenzen sind die Radiosignale sehr stabil und lassen sich nur schwer zerstreuen oder absorbieren.
Zum anderen herrscht in fast allen Wellenbereichen des Universums ziemlich viel „Lärm“ – mit einer Ausnahme: dem Bereich der kurzwelligen Radiostrahlen. Während sonst gezielte Nachrichten hoffnungslos übertönt werden würden, findet sich im Frequenzbereich von 1.000 bis 100.000 Megahertz nur das leise Grundrauschen, dass vom Urknall übrig geblieben ist. Ein Signal hebt sich hier daher mit nur wenig Aufwand und Energie deutlich vom Hintergrund ab.
Es ist daher naheliegend anzunehmen, davon sind jedenfalls die SETI-Forscher überzeugt, dass eine halbwegs technisierte Zivilisation genau dieses „stille Fenster“ nutzt – wenn es sie denn gibt…
Stand: 27.08.2001