Von allen Sieben Weltwundern wissen wir über den Koloss von Rhodos am wenigsten. So sind der genaue Standort – mit gespreizten Beinen über der Hafeneinfahrt, auf einer vorgelagerten Insel oder in der Mitte der Stadt – und die Bauweise – Fertigung der Gussteile vor Ort oder in einer Werkstatt – bis heute nicht geklärt.
Sicher ist allerdings, dass die Konstruktion und der Bau des Kolosses eine wahre Meisterleistung waren, die allerdings – zumindest der Legende nach – den Baumeister Chares in den Ruin trieb und ihn schließlich sogar das Leben kostete.
Nur 68 Jahre lang überragte das fertige Standbild des Sonnengottes Helios den Hafen der Stadt Rhodos. Umso länger konnte aber der Trümmerhaufen, den er nach einem Erdbeben hinterließ, bewundert werden. Fast 900 Jahre lagen die Überreste unbeachtet herum – zerstreut neben seinem ursprünglichen Standort. Doch dieser Trümmerhaufen erregte fast noch mehr Aufsehen, als die unversehrte Skulptur. Kein Wunder – den Daumen konnte kaum ein Mensch umfassen, die einzelnen Finger waren größer als manche Statuen und der Hohlraum des Kopfes hatte ein Volumen von 22.000 Litern. Die Menschen kletterten ehrfürchtig zwischen den zerbrochenen Gliedmaßen umher und erkundeten die durch den Einsturz entstandenen Höhlen und das Innere des Kolosses.
Wieder aufgebaut wurde der Koloss nie, obwohl sogar die Ägypter ihre finanzielle Unterstützung zusagten. Doch der Orakelspruch „Was gut liegt, das soll man nicht von der Stelle bewegen.“ untersagte den Rhodiern die Wiedererrichtung.
Später – 654 nach Christus als die Araber die Insel eroberten und plünderten – wurde der auf dem Sockel stehen gebliebene Teil der Statue heruntergerissen. Nach Überlieferungen wurden die Bronzebruchstücke an einen Juden verkauft, der sie von 900 Kamelen nach Syrien transportieren ließ. Dort wurde das Weltwunder eingeschmolzen…
Stand: 26.07.2001