Die Vollkommenheit der Edelsteine ließ die Menschen schon früh an magische, heilende Eigenschaften der Steine glauben. Schon im uralten indischen Ayurveda finden sich Rezepte zur Zubereitung von Arzneimitteln und Essenzen aus Edelsteinen. Und auch die Babylonier und Assyrer bedienten sich der Minerale und stellten Tinkturen zur Heilung ihrer Kranken her.
Um die magische Wirkung aus den Steinen herauszukitzeln, ging die Verwendung der Steine über viele tausend Jahre mit mystischen Ritualen und beschwörenden Formeln einher. Erst wenn der Priester oder Schamane die Edelsteine derart „präpariert“ hatte, konnte man auf wirklichen Erfolg hoffen.
In China entstand vor 5.000 Jahren ein frühes Buch, das sich mit der heilbringenden Wirkung der Steine beschäftigte. Shen Nung, der berühmte Wissenschaftler und Arzt, hatte es geschrieben und stellte darin allerlei Vermutungen an, welcher Stein für welches Gebrechen besonders hilfreich sei und welche Folgen die Benutzung von Mineralien und Steinen für den menschlichen Körper im allgemeinen haben könnte.
Aber nicht nur im alten China, auch im europäischen Raum beschäftigten sich Wissenschaftler und Dichter der Antike mit den vermeintlich übernatürlichen Kräften der Edelsteine. So wies Dioskurides in seiner Arzneimittellehre auch auf die heilende Wirkung der Steine hin. Mehr als 100 Mineralien, die zur damaligen Zeit in der Medizin verwendet wurden, sind im letzten seines fünf Bücher umfassenden Werk „De Materia Medica“ erwähnt. Darunter befinden sich bereits Kadmeia, Malachit, Zinnober und Schwefel.
Plinius der Ältere fasste um 80 nach Christus in seinem Werk „Naturalis Historia“, die naturwissenschaftlichen Kenntnisse der damaligen Zeit zusammen. In ihm ging er erstaunlich kritisch mit den angeblichen Wunderkräften der Edelsteine um. Immer dann, wenn ihm die Schilderungen über die magische Wirkung der Mineralien in seinen Quellen übertrieben oder unglaubwürdig erschienen, „würzte“ er seine Beschreibungen mit einem kritischen oder sogar ironischen Kommentar…
Schon früh tauchten auch erste Verbindungen zwischen Mineralen und astrologischen Zeichen auf. Der Amethyst gehörte zunächst zum Widder, der Smaragd zum Schützen, der Topas zum Krebs.
Wie die modernen Modetrends, so wechselten im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte auch die Zuordnungen der Edelsteine zu den Tierkreiszeichen in mehr oder minder regelmäßigen Abständen.
In modernen Esoterikerkreisen werden heutzutage mit dem Widder meist Jaspis und Rubin, mit dem Löwen Goldquarz, Almandin oder Diamant und mit dem Fisch Amethyst, Opal, Mondstein oder Rheinstein verbunden. Wie lange das so bleiben wird ist allerdings ungewiss. Im boomenden Esoterikmarkt macht es schließlich schon aus geschäftlichen Interessen Sinn, den Tierkreiszeichen gelegentlich neue Steine zuzuordnen, damit das Kaufinteresse erhalten bleibt.
Stand: 04.11.2002