22. November 1497. Das erste Ziel der Reise da Gamas, das Kap der Guten Hoffnung, ist erreicht. Weiter geht die Fahrt zur Angra dos Vaqueiros, der Bucht der Viehherden, wie sie Diaz getauft hatte. In der heutigen Saint Bras oder Mossel Bay machen die Abenteurer dann noch ein mal länger Station.
In dieser Zeit beschließt da Gama das Versorgungsschiff aufzugeben und Besatzung, Proviant und die sonstige Ausrüstung auf die drei übrig gebliebenen Schiffe zu verteilen. Nach einem weiteren Konflikt mit einer Gruppe von Buschmännern stellen sie als Symbol der Machtansprüche Portugals noch schnell einen Pradao auf und stechen danach wieder in See.
Schon bald verlassen sie nun die bekannten Regionen und stoßen in seefahrerisches Neuland vor. Die Region Ostafrikas, die sie am Weihnachtstag 1497 passieren nennen sie passenderweise Natal. Unbeirrt von allen Stürmen und Problemen auf See geht die Reise weiter Richtung Norden bis sie den Kupferfluss, den Limpopo erreichen. Von da dauert es nicht mehr lange bis der Sambesi passiert ist und sie in Quelimane wieder festes Land betreten. Bei der Stadt handelt es sich allerdings zu ihrem Erstaunen um eine Ansiedlung arabischer Händler – wie überhaupt die gesamte Ostküste weniger von Afrikanern als von Arabern besiedelt scheint.
Später in Mosambik empfängt man sie zunächst freundlich. Dann aber greifen einige Araber eine Gruppe Matrosen an, die Wasser holen wollen. Die Reaktion Vasco da Gamas ist heftig und unbarmherzig. Um seine Männer zu schützen und als Warnung vor weiterem Widerstand gegen die Europäer, beschießt er die feindlichen Soldaten mit Kanonen. Schließlich nimmt er einen Lotsen an Bord und segelt mit seiner Hilfe in Richtung Mombasa.
Im April 1498 droht der Expedition der Verlust ihres Flaggschiffs. Der Lotse hat die Santa Gabriel in der Nähe der heutigen kenianischen Hauptstadt geradewegs auf eine Sandbank gesteuert. Auch hier folgt die brutale Strafe für den angeblichen „Verrat“ auf dem Fuß. Da Gama legt den Lotsen in Fesseln und lässt ihn auspeitschen.
Zeigen sich die Machthaber in Mombasa zunächst ebenfalls freundlich und aufgeschlossen, demonstrieren sie doch schon bald ihre wahren Absichten. Aber da Gama ist gewarnt. Kurz zuvor hat er zwei Verdächtige foltern lassen, die verraten, dass der König einen Angriff auf die portugiesischen Schiffe plant. Und in der Tat: Im Schutze der Dunkelheit rückt ein bewaffneter Trupp gegen Vasco da Gamas Flotte aus, um die Karavellen zu entern. Doch der Generalkapitän hat längst die notwendigen Vorkehrungen getroffen und der Überfall wird vereitelt.
Bald danach lässt da Gama Segel setzen. Doch guter Rat ist teuer. Ein Lotse, der die Überfahrt über den Indischen Ozean nach Kalikut leiten könnte, fehlt noch immer. In Malindi haben die Portugiesen endlich Glück. Aus Angst vor den Männern da Gamas oder in der Hoffnung auf Verbündete gegen den verhassten Nachbarn in Mombasa, besorgt der dortige Sultan den Entdeckern den so dringend benötigten Flottenlenker.
Dieses Mal bewährt sich der neue, fremde Seemann. Knapp vier Wochen nach der Abreise aus Malindi ist der Indische Ozean überquert und die Portugiesen sind am Ziel ihrer Träume. Am 20. Mai 1498 – nach mehr als sieben Monaten voller Entbehrungen, Abenteuer und Entdeckungen – geht die Flotte schließlich im Hafen von Kalikut vor Anker. Der Seeweg nach Indien ist entdeckt. Der Schlüssel zum lukrativen Gewürzhandel liegt damit in den Händen der Portugiesen.
Stand: 26.06.2001