Naturereignisse/Naturkatastrophen

Todbringende Lawinen

Wie kann man Lahars vorhersagen?

20 Millionen Kubikmeter heißer Asche und Gesteins wurden bei der Explosion des Feuerbergs Nevado del Ruiz in Kolumbien im Jahr 1985 ausgeworfen. Das vulkanische Material und die Gas- und Aschewolken vebreiteten sich lawinenartig über den schneebedeckten Gletscher und ließen große Mengen davon abtauen. Die riesigen Wassermassen bahnten sich ihren Weg in die Täler und sammelten dabei weiteres Geröll und Sedimente ein. Mit der Zeit entstanden so heiße Lahars von gigantischem Ausmaß und großer Dichte.

40 Meter dick waren diese Wellen schließlich, als sie in den Flußtäler weitab vom Vulkan ankamen und bewegten sich mit einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde vorwärts. Knapp zweineinhalb Stunden nach dem Ausbruch erreichte schließlich eine dieser Lawinen die 74 Kilometer vom Explosionskrater entfernt gelegene Stadt Armero und begrub sie unter einer dicken Schlamm- und Geröllschicht. 23.000 Menschen kamen bei dieser Katastrophe ums Leben. Eine Laharwarnung hatte es nicht gegeben.

Lahar © NGDC/NOAA

Wissenschaftler, die sich mit der Überwachung aktiver Vulkane beschäftigen, müssen sich deshalb der Herausforderung stellen, Lahars möglichst sofort nach dem Entstehen zu entdecken, um unverzüglich eine Warnung an die Menschen oder Industrie in den betroffenen Gebieten herausgeben zu können.

Wie aber kann man Lahars vorhersagen?

Bis vor kurzem stammten die meisten Laharwarnungen entweder aus direkten Beobachtungen von Wissenschaftlern beziehungsweise der Bevölkerung oder aus den Aufnahmen von Videokameras, die zum Beispiel entlang eines höhergelegenen Tals aufgestellt waren.

Diese Methoden besaßen nicht nur einen erheblichen Unsicherheitsfaktor, sie waren im Falle der Videoüberwachung auch sehr teuer und zeitintensiv. Wissenschaftler des United States Geological Survey (USGS) haben deshalb eine andere Methode entwickelt, Lahars zu entdecken. Dieses sehr zuverlässige und kostengünstige Verfahren wird mittlerweile bereits an vielen Vulkanen in den USA und in zahlreichen anderen Ländern erfolgreich eingesetzt.

Wie arbeitet das System zur Laharentdeckung?

Das neue automatische Warnsystem besteht aus einer größeren Anzahl an Messstationen, die auf einem Vulkan installiert werden. In jeder Station befindet sich ein spezieller Seismometer, auch „acoustic-flow-monitor“ (AFM) genannt, der die Bodenvibrationen registriert, die von ankommenden und vorbeiziehenden Lahars ausgelöst werden.

Das AFM unterscheidet sich von einem normalen Seismometer dadurch, dass es in der Lage ist Erschütterungen des Untergrundes in höheren Frequenzbereichen zu registrieren.

Mithilfe eines Mikroprozessors werden die Signale analysiert und dann regelmäßig – ungefähr alle 30 Minuten – über Funk von jeder Messstelle an eine Basisstation übermittelt. Immer dann wenn die Vibrationen einen definierten Wert für mehr als 40 Sekunden überschreiten, wird eine Notfallmeldung losgeschickt. Der Mikroprozessor sendet von da an jede Minute neue Daten zur Basisstation bis die Amplitude wieder unter den Normwert absinkt. So bleibt den Wissenschaftlern genügend Zeit die Daten auszuwerten und gegebenenfalls eine Laharwarnung an die gefährdeten Orte und Regionen weiterzuleiten.

Mit Strom versorgt wird das ganze System über Batterien oder Solarzellen.

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Stand: 19.04.2000

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