Die Philippinen im Jahre 1991: Einer der stärksten Vulkanausbrüche des 20. Jahrhunderts erschüttert die Insel Luzon. Sieben Kilometer vulkanisches Material stößt der Mount Pinatubo zwischen dem 12. und 15. Juni aus. 20 Kilometer hoch ist die Aschewolke über dem Krater, die noch in der weit entfernt gelegenen Hauptstadt Manila beobachtet werden kann. 10.000 Quadratkilometer der Insel sind schließlich mit einer bis zu 50 Zentimeter dicken Ascheschicht bedeckt.
Gefährliche Lahars
Menschen, Tiere, Natur und Gebäude werden aber auch von Lahars – einer Mischung aus Wasser mit einem hohen Anteil an losem, vulkanischen Material – bedroht, die die Vulkanhänge herabfließen. Sie erodieren ganze Landstriche, stauen die Flüsse und begraben Ortschaften unter sich. Mehr als zwei Millionen Menschen in der Umgebung des Mount Pinatubo sind von der Naturkatastrophe letztlich betroffen, fast eine Viertel Million verliert ihre Heimat und die Lebensgrundlage. Trotzdem gehen nur elf Todesopfer direkt auf das Konto des Vulkanausbruchs. Warum?
Die Aktivitäten des Vulkans vor dem großen Ausbruch steigerten sich relativ langsam. Schon im April 1991 gab es erste Meldungen über eine verstärkte Tätigkeit des Vulkans. Angehörige der Aeta, einer indigenen Bevölkerungsgruppe, die an den Hängen des Vulkans leben, hatten die zuständigen Behörden des PHIVOLCS – Philippine Institute of Volcanology and Seismology – über Umwege informiert. Zunächst nahm man dort die Warnungen allerdings nicht ernst – der Mount Pinatubo galt seit 600 Jahren als erloschen.
Ein Warnsystem und Bulletins
Erst als sich die Anzeichen verdichteten, reagierte PHIVOLCS, baute in Kooperation mit dem United States Geological Survey – USGS – ein Warnsystem auf und gab regelmäßige Bulletins heraus. Schon am fünften April wurde Alarmstufe eins ausgerufen und damit das Gebiet im Radius von zehn Kilometern um den Vulkan herum zur „high danger zone“ erklärt.
Drei Monate später, am siebten Juni, musste diese Zone dann im Rahmen der Alarmstufe vier sogar auf 20 Kilometer erweitert werden. Am 15. Juni, dem Tag der gewaltigsten Eruption des Mount Pinatubo galt sogar ein Gebiet im Umkreis von 40 Kilometern als Hochrisikozone, weil die Wissenschaftler befürchteten, dass das riesige Areal einstürzen und sich eine gewaltige Caldera bilden könnte.
Warnung zeigt Wirkung
Für Warnungen an die Bevölkerung und zur Organisation von Evakuierungen blieb innerhalb der zehn Wochen von den ersten Anzeichen vulkanischer Aktivität bis zum endgültigen Ausbruch genügend Zeit. Obwohl sowohl im Rahmen der Information der Menschen als auch bei den Rettungsmaßnahmen viele Fehler auftraten, konnten doch die meisten Einwohner die Gefahrenregion rechtzeitig verlassen. Nur so ist die geringe Zahl an Todesopfern zu erklären. Kritisch wurde die Situation erst später in den Evakuierungslagern. Fast 1000 Menschen starben in den Tagen und Wochen nach dem Vulkanausbruch an Erschöpfung und vor allem an Infektionskrankheiten. Grundsätzlich hat das Warnsystem am Pinatubo funktioniert. Aber nicht immer kündigt sich ein Ausbruch solange vorher an, dass noch rechtzeitig vor dem Extremereignis ein Warnsystem aufgebaut werden kann…
Katastrophe ohne Ende?
Die Katastrophe am Pinatubo ist jedoch noch nicht zu Ende. Wissenschaftler gehen davon aus, dass mindestens bis zum Jahr 2005 bei starken Regenfällen – beispielsweise im Zusammenhang mit Taifunen – immer wieder Lahars als Folge des 91er Ausbruchs auftreten werden. Schon 1995 kamen bei einer solchen Schlammlawine im Gefolge des Taifuns „Mameng“ tausend Menschen ums Leben, als die Lahar-Welle den Ortsteil Carbalantian der Stadt Bacolor zerstörte.
Eine andere Bedrohung für die Bevölkerung stellen Überschwemmungen dar. Ausgelöst werden sie schon von leichten Regenfällen, die Sedimente in die Flußläufe eintragen. Fast alle Wasserwege der Region um den Mount Pinatubo sind mittlerweile bereits durch vulkanisches Material versandet. Das Fassungsvermögen der Flüsse sinkt immer weiter und Hochwasser bedrohen deshalb Flußtäler und tieferliegende Gebiete.
Stand: 19.04.2000