Die intensive internationale Zusammenarbeit im Rahmen des geophyikalischen Jahrs 1957-58 trug nicht nur wissenschaftliche Früchte – auch in der Politik wirkten sich die Erfahrungen der gemeinsamen Forschungsprojekte und die neugewonnenen Erkenntnisse aus: Während bisher die in der Polarforschung aktivsten Staaten auch immer dafür sorgten, neuen territoriale Claims in der Antarktis abzustecken, sollte sich dies nun ändern.
International aufgeteilt
Schon 1948 hatten die USA vorgeschlagen, die Antarktis entweder den Vereinten Nationen oder einer aus acht Staaten bestehenden Organisation zu unterstellen. Zu diesem Zeitpunkt existierten bereits Claims von Neuseeland, Australien, Frankreich, Norwegen, Großbritannien, Chile und Argentinien und weitere Ansprüche waren bereits absehbar. Um zu verhindern, dass die Antarktis, ähnlich wie Afrika oder Südamerika bei ihrer Kolonialisierung im 18. Jahrhundert, in ein Mosaik aus territorialen Ansprüchen und Kolonien zerfiel, wurden die Wissenschaftler aktiv.
Auf ihre Anregung hin entstand 1959 ein Internationales wissenschaftliches Komitee für Antarktisforaschung (SCAR). In dieser regierungsunabhängigen Organisation sollten Wissenschaftler aus mehr als zwanzig Ländern in zehn Arbeitsgruppen – entsprechend der unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen – die Polarforschung auf internationaler Eben organisieren und koordinieren.
Vertraglich gesichert
Dieser Initiative folgte noch im gleichen Jahr ein Meilenstein der internationalen Politik und Wissenschaft: Am 1. Dezember 1959 unterzeichneten Regierungsvertreter von zwölf Nationen den Antarktisvertrag. Er sollte sicherstellen, dass die Antarktis auch in Zukunft für die wissenschaftlichen Aktivitäten aller Nationen offen bleiben und friedliche Forschung auf dem siebten Kontinent ungehindert möglich sein würde.
Der Vertrag trat 1961, nach der Ratifizierung durch alle Unterzeichnerstaaten in Kraft und ist bis heute gültig. Zu den Unterzeichnern gehörten Argentinien, Australien, Belgien, Chile, Frankreich, Japan, Neuseeland, Norwegen, Südafrika, die Sowjetunion und die USA.
Inzwischen hat sich die Zahl der Beteiligten Staaten auf 39 erweitert. Zusammen repräsentieren sie 80 Pozent der Weltbevölkerung, von den industrienationen bis hin zu vielen Entwicklungs- und Schwellenländern. Zu den 25 aktiven Mitgliedern des Vertrages – denjenigen, die umfangreiche wissenschafltiche Forschungen in der Antarktis betrieben und dort auch Stationen unterhalten – gehören heute unter anderem Deutschland, China, Brasilien und Peru. Zusätzlich haben sich 14 weitere Staaten bereit erklärt, den Richtlinien des Vertrags zu folgen, da sie aber keine oder wenig aktive Forschung betreiben, haben sie bei Entscheidungen auch kein Stimmrecht. Unter ihnen sind beispielsweise Kanada, Cuba, Dänemark, die Niederlande oder Papua Neuguinea.
Stand: 15.01.2000