„Mach sichtbar, was vielleicht ohne dich nie wahrgenommen worden wäre“, so die Worte von Robert Bresson, dem berühmten französischen Filmregisseur, der damit das Wesen der Fotografie heraushob: Sie soll verborgene Schönheit sichtbar machen und festhalten. Allerdings lässt sich nicht ganz grundlos behaupten, dass dieser Zweck der Fotografie mit der steigenden Beliebtheit von Selfies und kulinarischen Fotomotiven – auch „Food Porn“ genannt – zwar nicht ganz verschwunden, aber in den Hintergrund gerückt ist. In den letzten Jahren hat die Fotografie einen großen Wandel erfahren, doch auch ihre Anfänge bleiben bemerkenswert und unvergessen.
Selfies und Food-Fotografie als Ausdruck der Persönlichkeit
Ob in sozialen Netzwerken, WhatsApp-Chats oder Blogeinträgen – überall werden Selfies mit der Öffentlichkeit geteilt, mit Freunden getauscht und Schnappschüsse von appetitlich angerichtetem Essen auf Instagram und Co. gepostet. 2012/2013 wurde das Selfie zu einem viel beachteten Medienphänomen und 2013 vom Oxford Dictionary sogar zum Wort des Jahres 2013 gekürt.
Beim sogenannten Food Porn geht es hingegen nicht darum, sich selbst in Szene zu setzen, sondern das eigene Essen – ein Trend, der sich großer Beliebtheit erfreut. Ganz nach dem Motto „Du bist, was du isst“, ist die Essensfotografie zum Ausdruck des eigenen Geschmacks, der ethischen Überzeugungen und des eigenen Lebensstils geworden. Für diese und andere Fotografietrends waren allerdings Smartphones mit technisch ausgefeilten Kameras Voraussetzung.
Wer heute mit seinem Smartphone unterwegs ist, hat automatisch eine hochauflösende Kamera dabei. Mit ihr sind ganze Bilderserien möglich, denn dank der Digitalfotografie entfallen die teuren, aufwendigen Entwicklungsverfahren. Die schönsten Schnappschüsse lassen sich dann entweder zu Hause oder in der Drogerie um die Ecke ausdrucken. Spezielle Online-Anbieter bringen das Lieblingsmotiv heutzutage sogar auf eine riesige Leinwand.
Mit der allerersten Handykamera, die hierzulande erhältlich war, wäre ein derartiges Vorhaben wohl kaum umsetzbar gewesen. Denn das Klapphandy GX10 von Sharp konnte lediglich Bilder mit einer Auflösung von gerade einmal 352 x 288 Pixel machen – zum Vergleich: Beim neuen iPhone 8 sind es 12 Megapixel. Doch bereits kurze Zeit später, nämlich im Jahr 2004, waren viele Handymodelle mit Kameras ausgestattet, die immerhin eine Auflösung von bis zu 2 Megapixel erzielten.
Der große Durchbruch der Handyfotografie ließ allerdings weiter auf sich warten – bis 2007 das iPhone, das viele nach wie vor als das erste Smartphone überhaupt ansehen, auf den Markt kam. Die Bilder, die mit dem ersten iPhone möglich waren, hatten eine Auflösung von 8 Megapixel – womit sie sich kaum noch von den Fotos unterschieden, die mit einer Digitalkamera gemacht wurden. Heute sind Smartphone-Kameras mit einer Auflösung von bis zu 20 Megapixel keine Seltenheit mehr.
Camera Obscura ebnet der Fotografie den Weg
Diese rasante technische Entwicklung wäre nicht möglich gewesen, wenn der Franzose Joseph Nicéphore Niepce nicht die Idee gehabt hätte, mithilfe einer Camera Obscura Bilder auf Chlorsilberpapier zu projizieren und dadurch festzuhalten – allerdings nicht für die Ewigkeit. Da die Bilder nicht lichtbeständig waren, verblassten sie kurz darauf wieder. Doch der passionierte Erfinder gab nicht auf: 1826 gelang es ihm schließlich, ein beständiges Bild anzufertigen.
Es erwies sich allerdings als schwierig, die lange Belichtungszeit von bis zu acht Stunden zu reduzieren, um sich bewegende Objekte auf Papier festhalten zu können. Als der Theatermaler Jaques Mandé Daguerre von den Bemühungen Niepces erfuhr, war er Feuer und Flamme und half ihm bei der Entwicklung von notwendigen Techniken und chemischen Verfahren. Und obwohl die Anfänge der Fotografie im weitesten Sinne bis in das 17. Jahrhundert zurückreichen, gelten diese beiden Tüftler als die wahren Erfinder der Fotografie, wie man sie heute kennt.
(Der Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem externen Autor Lukas Schmid., 30.01.2018 – )