Raumfahrt

Die Erde fest im Blick: Satellit Sentinel-2B erfolgreich gestartet

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Start des Sentinel-2B Satelliten © DLR

Ein weiterer „Wächter“ des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus ist im All: Knapp zwei Jahre nach seinem „Zwillingssatelliten“ ist am 7. März 2017 der europäische Erdbeobachtungssatellit Sentinel-2B an Bord einer Vega-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof der ESA in Kourou in Französisch-Guyana zu seiner Mission gestartet.

Der zirka 1,1 Tonnen schwere Satellit soll aus 786 Kilometern Höhe von einem sonnensynchronen Orbit unsere Erde beobachten und vor allem Veränderungen der Landoberfläche und der Vegetation zwischen 84 Grad nördlicher und 56 Grad südlicher Breite dokumentieren: Reicht die Ernte für die Bevölkerung aus? Wie intensiv sollten Bauern düngen? Wie gesund sind unsere Wälder?

Sentinel-2B beobachtet alle Landflächen der Erde außer der Antarktis, einschließlich aller Inseln, die zur EU gehören und allen weiteren Inseln, die größer als 100 Quadratkilometer sind; aber auch Küstenzonen, sämtliche Binnengewässer, das Mittelmeer und weitere abgeschlossene Meere. „Mit seiner hochauflösenden optischen Kamera ist Sentinel-2B in der Lage, Tag für Tag wichtige Informationen für die weltweite Land-, Forst- und Wasserwirtschaft, aber auch für die Raumplanung und die Katastrophenhilfe zu liefern. Hier zeigt sich einmal mehr, welchen wichtigen Beitrag die Raumfahrt zur Lösung globaler Herausforderungen leistet“, erklärt Gerd Gruppe, Vorstand des DLR Raumfahrtmanagements.

Gemeinsamer Blick auf die Erde

Die Sentinel-Satelliten sind Teil des Copernicus-Programms der Europäischen Kommission. Es dient der Sammlung und Auswertung von Fernerkundungsdaten der Erde. Die Daten werden Behörden, Unternehmen, der Wissenschaft und allen interessierten Bürgern seit Beginn des Programms 2014 kostenlos zur Verfügung gestellt. Die ESA hat im Auftrag der Europäischen Kommission für die Entwicklung der beiden Sentinel-2-Satelliten 339 Millionen Euro investiert. Deutschland ist mit gut 32 Prozent an diesen Entwicklungen beteiligt.

Insgesamt gehören vier optische Setinel-2-Satelliten zur am Ende 20-köpfigen Copernicus-Satellitenfamilie. Sentinel-2A ist seit dem 23. Juni 2015 im All, Sentinel-2C und -D sollen ab 2022 folgen. Sentinel-2B verdoppelt zusammen mit Sentinel-2A sowohl Aufnahmefrequenz – jeder Punkt der Erde wird nun alle fünf Tage erfasst – als auch die Ausfallsicherheit, beides zentrale Anforderungen der Nutzer von Copernicus. „Die Kombination aus insgesamt 13 hochauflösenden Spektralkanälen, einem mit 290 Kilometern sehr großen Sichtfeld und einer regelmäßigen weltweiten Abdeckung alle fünf Tage macht die Zwillingssatelliten Sentinel-2A und -B so interessant für neue Anwendungen. Damit setzt das Programm neue Standards für moderne Umweltmissionen im optischen und nahen Infrarotbereich“, sagt Gruppe.

„Augen“ im sichtbaren und Infrarotbereich

Das „Auge“ der Sentinel-2-Satelliten – der so genannte multispektrale Imager (MSI) – kann hochauflösende optische Bilder im sichtbaren, nahen und kurzwelligen Infrarotbereich generieren. Der MSI liefert Aufnahmen in einem 290 Kilometer breiten Abtaststreifen – das ist deutlich mehr als andere Erdbeobachtungssatelliten schaffen.

„Die Sentinel-2-Satelliten nehmen dabei nicht nur die für das Auge sichtbaren Farben auf, sondern auch den Nah-Infrarotbereich, der uns Aufschlüsse über den Gesundheitszustand und das Wachstum der Pflanzen liefert. Dies ermöglicht zum Beispiel einen gezielteren Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft sowie eine Verbesserung der Ernteprognosen und letztlich auch der weltweiten Ernährungssicherheit“, sagt Jörn Hoffmann, der Copernicus-Programmleiter im DLR Raumfahrtmanagement.

„Sentinel-2 wird zudem Informationen zum Zustand der Wälder und Binnengewässer liefern – wichtige Grundlagen, um zum Beispiel auch dem weltweiten Druck auf die natürlichen Ressourcen entgegenzuwirken“, so Hoffmann.

Das Konzept der Sentinel-Missionen sieht vor, jeweils zwei operative Satelliten einer Serie zu betreiben. Mit Sentinel-2B ist jetzt der zweite Satellit gestartet. Dies sichert die Datenkontinuität und soll eine langfristige Versorgung mit Erdbeobachtungsdaten bis in die 2030er Jahre gewährleisten.

(Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), 08.03.2017 – NPO)

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