Technik

Wachstum im weltweiten Luftverkehr: Juni bricht Rekorde

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Erstmals überschreitet die Anzahl der weltweiten Flugbewegungen in einem Juni die Marke von drei Millionen geplanten Starts – ein Plus von 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das ist eine der Erkenntnisse des neuen Global Aviation Monitors. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) beleuchten regelmäßig mehr als 3500 Flughäfen und 850 Fluggesellschaften, um die aktuellen Trends des weltweiten Luftverkehrs aufzuzeigen.

Globales Wachstum

Nach Jahren des Rückgangs und der Stagnation wächst in Nordamerika erstmals wieder die Zahl der Flugbewegungen gegenüber dem Vorjahr um ein Prozent. Mit mehr als 880.000 Starts pro Monat ist Nordamerika somit weiterhin der weltweit größte Markt im globalen Luftverkehr – rund 30 Prozent des globalen Luftverkehrs werden hier abgewickelt. An zweiter Stelle folgt der asiatische Kontinent, der dank jahrelanger Wachstumsraten zwischen fünf und 10 Prozent, mittlerweile einen Gesamtanteil am weltweiten Luftverkehr von 27 Prozent aufweist.

Europa liegt mit 750.000 Starts pro Monat weltweit auf Platz Drei. Im letzten Jahr ist der europäische Markt monatlich im Schnitt zwischen drei und fünf Prozent gewachsen. Auch Deutschland hält mit dem weltweiten Wachstumstrend mit: 85.000 Starts im Juni 2016 entsprechen einem Plus von 3,6 Prozent gegenüber Juni 2015.

Für das dritte Quartal 2016 wird auf europäischer und globaler Ebene von einem weiteren Wachstum bei den Flugbewegungen zwischen zwei und vier Prozent ausgegangen.

Über ein Drittel mehr Flüge in Berlin-Schönefeld

Ein Flughafen profitiert besonders von dem globalen Trend: Im Juni 2016 hat der Flughafen Berlin-Schönefeld 35 Prozent mehr Flüge abgewickelt als noch im Vorjahr. Dieser Anstieg geht vor allem auf den starken Ausbau der Angebote von Ryanair zurück. Auch der Flughafen Köln-Bonn profitiert von der Offensive des irischen Low Cost Carriers.

Ein Negativtrend ist hingegen an kleineren Flughäfen wie Dortmund oder Frankfurt-Hahn festzustellen. Der Rückzug Air Berlins und weiterer Fluggesellschaften von den kleineren Standorten führt hier zu schrumpfenden Flugbewegungen. „Wir bemerken, dass sich die Low Cost Carrier verstärkt auf größere Standorte konzentrieren und sich von den kleinen Flughäfen mehr und mehr zurückziehen“, erklärt Dr. Peter Berster vom DLR-Institut für Flughafenwesen und Luftverkehr.

„Bei den Reisezielen stellen wir fest, dass in den letzten Monaten von Deutschland aus der Flugverkehr von Deutschland nach Afrika um fast 30 Prozent zurückgegangen ist“, so Dr. Berster.

Low Cost Carrier weltweit auf dem Vormarsch

Gemessen an der Anzahl der Flugbewegungen ist American Airlines die größte Fluggesellschaft der Welt. Durch die Übernahme von US Airways konnten die Amerikaner 85 Prozent mehr Flüge anbieten als im Vorjahr – allein 200.000 Flüge im Juni 2016. Ein reales Wachstum ohne Übernahme von Konkurrenten ist dagegen bei einigen Low Cost Carriern wie Ryanair oder der indischen IndiGo festzustellen. Zu den fünf größten Fluggesellschaften der Welt zählen nun – neben jeweils einer US-Airline aus den drei großen Luftverkehrsallianzen Oneworld, SkyTeam und StarAlliance – die beiden Low Cost Carrier Southwest und Ryanair.

Billigflug-Markt in Europa

Auch in Europa liegen zwei Low Cost Carrier an der Spitze der Fluggesellschaften mit den meisten Flugangeboten. Während einige traditionell große Fluggesellschaften, wie SAS, Air France oder Aeroflot ihre Angebote reduzieren, hat Ryanair seine europaweit angebotenen Flüge um 10 Prozent auf rund 59.000 Starts im Juni gesteigert. Zum Vergleich: Easyjet kommt auf 45.000 Starts, Lufthansa auf 41.000 Starts und Turkish Airlines auf 36.000 Starts pro Monat. In Deutschland liegt Lufthansa weiterhin unangefochten auf Platz Eins mit 27.500 Starts, gefolgt von Air Berlin mit 12.000 Starts und Germanwings/Eurowings mit rund 10.000 Starts.

Trotz des starken Wachstums von Ryanair in Deutschland von über 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr, ist die Anzahl der Flugbewegungen mit 3.700 Starts hierzulande noch relativ gering. Auch die Lufthansa richtet sich strategisch weiter am Geschäft mit den günstigen Flugtickets aus: Außer von und zu den Knotenpunkten Frankfurt und München, hat Lufthansa in den vergangenen Jahren alle nationalen und europäischen Flüge auf ihre Tochtergesellschaft Germanwings übertragen.

Seit Ende 2015 gibt es zudem den Langstrecken-Low Cost Carrier Eurowings, der ebenfalls zum Lufthansa-Konzern gehört und in den künftig auch alle Flüge von Germanwings integriert werden sollen. Auffallend im deutschen Markt ist auch das starke Wachstum des Low Cost Carriers Transavia, ein Tochterunternehmen von KLM-Air France, welches mit Beginn des Sommerflugplans 2016 ab Juni nun auch innerdeutsche Flüge auf der Strecke München-Berlin anbietet.

(Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), 01.07.2016 – NPO)

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