Die moderne Sportmedizin ist inzwischen in der Lage, wahre Wunder zu vollbringen – zumindest im Bereich des Profisports. Verletzungen, die noch vor zwei Jahrzehnten ein vorzeitiges Karriereende bedeutet hätten, können heute mit den richtigen Therapien in wenigen Monaten auskuriert werden, sogar der 3D-Druck findet Anwendung im medizinischen Bereich. Doch was ist mit der großen Zahl an Breitensportlern, die ihrem Hobby nur in der Freizeit nachgehen und kaum Aussichten auf eine derart professionelle Behandlung haben? Eine Antwort darauf ist die richtige Vorbereitung. Damit lassen sich Verletzungsrisiken schon vorab minimieren.
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1. Risikofaktor Breitensport: Gefährdung oder Förderung der Gesundheit?
Tatsächlich sind die positiven Effekte regelmäßiger sportlicher Aktivität erwiesen. Sie stärkt nicht nur den Körper in seiner Gesamtheit, sondern kann darüber hinaus auch zu einer Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit beitragen. Die generationenübergreifende Verbreitung des Fitnesstrends, die seit einigen Jahren beobachtet werden kann, belegt deutlich, wie zentral die Themen Sport und Gesundheit in der Gesellschaft inzwischen sind.
Was grundsätzlich als wünschenswerte Entwicklung betrachtet werden muss, birgt gleichzeitig aber auch zahlreiche Risiken. In dieser Hinsicht scheint es umso bedenklicher, dass ein Großteil der deutschen Sporttreibenden, ganz unabhängig vom Alter, auf sportmedizinische Untersuchungen verzichtet. Dabei wäre der Gesundheits-Check bei einem Arzt schon deshalb wichtig, weil Hobbysportler eben nicht über die sportmedizinische Versorgung der Profis verfügen. Darüber hinaus wäre die ärztliche Einschätzung eine gute Grundlage, um bei der Trainingsgestaltung unnötige Überbelastungen schon im Vorfeld vermeiden zu können.
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Die Gefahrenpotenziale im Breitensport seien hier kurz anhand einiger Beispiele verdeutlicht:
a. Beispiel Laufsport
Der mittlerweile vielleicht beliebteste Freizeitsport der Deutschen gilt einerseits als vergleichsweise einfache Möglichkeit, sowohl die Fitness als auch das Immunsystem zu stärken. Zugleich wird das vermeintlich leichte Joggen aber auch gerne unterschätzt. Die Folge sind dann unter Umständen Beschwerden durch Überbelastungen, die selbst bei erfahrenen Läufern – wenn auch mit einer weitaus geringeren Wahrscheinlichkeit – noch auftreten können.
Von überreizten Sehnen über Knochenhautreizungen im Schienbein und Knorpelschäden im Knie bis hin zu Ermüdungsfrakturen reicht die Bandbreite der schwerwiegenderen Erkrankungen. Ebenfalls nicht auszuschließen sind Zerrungen von überbeanspruchter Muskulatur oder Dehnungen und Risse im Bereich der Sprunggelenksbänder, zu denen es bei einem unglücklichen Umknicken kommt. Dazu kommen die leichteren, aber immer noch unangenehmen Beschwerden wie Krämpfe, Seitenstechen oder Kreislaufprobleme.
b. Beispiel Fußball
Da Fußball bekanntermaßen auch ein Laufspiel ist, gibt es hinsichtlich der Verletzungsrisiken natürlich Überschneidungen zum Joggen. Allerdings sind sowohl die Knie- als auch die Sprunggelenke aufgrund der schnellen Bewegungs- und Richtungswechsel und der teilweise sehr viel höheren Intensität beim Laufen noch einmal deutlich verletzungsanfälliger – das Stichwort lautet hier vor allem Kreuzbandriss. Dazu kommt der unvermeidbare Körperkontakt, der eben nicht nur in diesen Körperbereichen zu Verletzungen führen kann. Neben Beeinträchtigungen des Bandapparates der Beine muss daher eigentlich immer mit Prellungen oder Schlimmerem gerechnet werden, die auch den restlichen Körper betreffen können.
c. Beispiel Wintersport
Verletzungsrisiken lauern ebenfalls auf den Skipisten, aber nur ein relativ geringer Teil (etwa 10 Prozent) entfällt dabei auf die Folgen von Kollisionen. Häufiger führen mangelnde körperliche Fitness, Unaufmerksamkeiten und Fahrfehler zu Blessuren. Betroffen sind von den Stürzen so gut wie alle Körperregionen, mit leichten Unterschieden zwischen Skifahrern und Snowboardern. Dennoch sind in beiden Sportarten Verletzungen an Kopf und Hals, an den Armen von der Schulter bis zur Hand, an Rumpf und Wirbelsäule und an den Beinen von der Hüfte bis zum Fuß anzutreffen.
d. Beispiel Schulsport
Die sportliche Unterweisung im Rahmen des Schulsports soll möglichst vielseitig sein, denn unter anderem gilt es gerade in den jüngeren Altersklassen, einen elementaren Beitrag zur Entwicklung der motorischen Fähigkeiten zu leisten. Entsprechend groß ist daher die Liste potenzieller Gefahrensituationen und daraus resultierender Verletzungen. Im Prinzip kann es daher in der Schule schlimmstenfalls zu allen Schädigungen kommen, die für die jeweils ausgeübten Sportarten typisch sind.
2. Training ist alles: Die richtige Vorbereitung
Das klingt zunächst lapidar, entspricht aber schlichtweg den Erfahrungen. Damit es erst gar nicht zu Verletzungen kommen kann, ist die Vorbereitung des Körpers auf die Belastungen von eminenter Bedeutung. Dabei geht es nicht nur um die speziellen Anforderungen bestimmter Sportarten, sondern auch um ganz grundsätzliche Aspekte wie die Motorik im Allgemeinen und das Sehen.
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a. Motorische Fähigkeiten von Anfang an fördern
Wichtige Grundlagen für die Motorik werden schon im Kindesalter gelegt. Der natürlich vorhandene Bewegungsdrang der Kinder sollte daher nach Möglichkeit gefördert werden, denn ein Mangel an körperlicher Aktivität kann weitreichende Folgen haben: Das gilt nicht nur für die allgemeine Entwicklung, sondern auch hinsichtlich gesundheitlicher Gefährdungen (Übergewicht, Haltungsschwächen etc.) und erhöhter Unfallrisiken, die durch ein schlechtes Gleichgewichtsgefühl, eine geringere Reaktions- und mangelnde Koordinationsfähigkeit entstehen.
Sicherheit im Umgang mit dem eigenen Körper und die Vertrautheit mit elementaren Bewegungsfertigkeiten – wie Gehen und Laufen, Hüpfen und Balancieren, Schwingen, Schaukeln, Rollen, Ziehen, Klettern, Werfen etc. – können daher schon früh zu einer Vermeidung späterer Verletzungen beitragen.
b. Die vier Säulen der Verletzungsvermeidung
Was für Kinder gilt, ist für erwachsene Sportler keinesfalls von geringerer Bedeutung. Im Auftrag des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen hat die sportmedizinische Abteilung der Ruhr Universität Bochum ein Programm mit Basisübungen erstellt, die bei der Prävention von Sportverletzungen helfen können. Entwickelt ist das Training um die vier grundlegenden Aspekte von Bewegung:
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Stabilität wird unter anderem durch die Kräftigung der Rumpfmuskulatur erreicht, da sie hauptverantwortlich ist für die Kraftübertragung von den Beinen in den Oberkörper. Weiterhin sind auch die Band- und Sehnenapparate zu festigen.
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Mobilität betrifft die Verbesserung der Beweglichkeit und die gezielte Aktivierung der Muskeln. Dadurch werden Gelenke und Gelenkmuskeln gleichermaßen trainiert und auf Belastungen vorbereitet.
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Sensomotorik zielt einerseits auf die Wahrnehmung des Körpers bei der Bewegung ab und soll zugleich die Möglichkeit zur Korrektur eventueller Fehlstellungen fördern. Das trainiert außerdem die Balancefähigkeit und sorgt somit auch für ‚geschmeidigere‘ Bewegungsabläufe.
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Koordination ist gewissermaßen die nächste Stufe zum sensomotorischen Training, denn hierbei geht es um die gezielte Kultivierung von Wahrnehmung und Bewegungsablauf, bis hin zur Automatisierung der Bewegung.
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c. Der richtige Durchblick: Gefahrenvermeidung durch gutes Sehen
In vielen Sportarten entscheidet ein gutes Auge über Erfolg oder Misserfolg. Tatsächlich ist die Kontrolle durch das visuelle System jedoch unabdingbar für die sportliche Tätigkeit und das nicht nur in Einzelsituationen: Die Beobachtung von Gegner und Spielumgebung, Zielvorgänge etc. erfordern grundsätzlich ein gutes Sehen. Ansonsten können sich Entfernungseinschätzungen und Reaktionszeiten beträchtlich verschlechtern – die Wahrscheinlichkeit von Unfällen und Verletzungen steigt dadurch an.
Auch in diesem Bereich gilt es Fehlentwicklungen frühzeitig entgegenzuwirken und Handlungsbedarf ist in jedem Fall gegeben: 25 Prozent der Schulkinder aus Nordrhein-Westfalen nahmen noch 2013 „fehlsichtig“ am Schulsport teil, bei weiteren 15 Prozent wurden Auffälligkeiten oder Defizite beim Sehen festgestellt. Bleiben solche Zustände ohne Korrektur, kann sich das nicht nur negativ auf die Entwicklung der motorischen – und auch kognitiven – Fähigkeiten auswirken. Um Unfälle, Verletzungen oder sogar soziale Ausgrenzungen zu vermeiden, muss deshalb gegebenenfalls mit sporttauglichen Sehhilfen abgeholfen werden.
d. Prävention für den Wintersport
Wie wichtig ausreichende Fitness für Wintersportler sein kann, wurde eingangs bereits angerissen. Daher sollten zum Ende der Skisaison verstärkt Ausdauer und Kraft trainiert werden, als Vorbereitung für die nächste Saison. Weil die Abfahrten auf den Pisten für unterschiedlich starke Belastungen sorgen können, sollte das Training darauf abgestimmt werden. Selbst beim Joggen kann durch verschiedene Trainingsstrecken oder das Variieren des Tempos darauf hingearbeitet werden.
Beim Krafttraining ist der Fokus auf die hauptsächlich beanspruchte Muskulatur zu richten. Ein stabiler Rumpf ist eine Grundvoraussetzung für eine sichere Abfahrt, ebenso wie die Bein-Streckmuskulatur – also Waden-, Oberschenkelvorderseiten- und Gesäßmuskulatur. Wichtig ist eine möglichst „techniknahe“ Gestaltung des Trainings. Als Ergänzung bieten sich daher feinmotorische Übungen an, mit denen die typischen Bewegungsabläufe wie den Kantenwechsel simuliert werden können.
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e. Für weniger Verletzungen beim Fußball
Prävention im Fußball beginnt bestenfalls sofort im Jugendbereich, die Schwerpunkte sollten hierbei sowohl auf den körperlichen wie auch den erzieherischen Aspekten liegen. Das heißt zum einen Förderung von Koordination, Aufmerksamkeit und Ausdauer; zum anderen geht es um das Verinnerlichen des Fairness-Gedankens.
Mit fortschreitendem Alter müssen die sich verändernden körperlichen Voraussetzungen stärker berücksichtigt werden. Denn das pubertäre Längenwachstum, dem die Ausbildung der Muskulatur nicht immer nachkommt, kann koordinative Probleme verursachen. Daraus resultieren häufigere Sprunggelenksverletzungen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren. Das Training sollte deshalb die Dehnung, Mobilisierung, Kräftigung und Stabilisierung dieses Bereichs in besonderem Maß berücksichtigen. Den möglichen Koordinationsschwierigkeiten kann mit Reflexschulungen entgegengewirkt werden.
Ein vor allem aus dem Profisport allgemeinhin bekanntes Problem sind Verletzungen im Kniebereich. Verantwortlich hierfür ist beispielsweise die deutlich körperbetontere Spielweise im Erwachsenenbereich, häufig genug entstehen die Blessuren aber schlicht durch mangelhaftes Aufwärmen. Da solche Verletzungen gerade auf der Amateurebene mit langen Ausfall- und Rehabilitationszeiten verbunden sind, kommt den richtigen Vorbeugemaßnahmen umso größere Bedeutung zu: Beim Training stehen die Kräftigung der das Kniegelenk umgebenden Muskulatur und eine Verbesserung der Koordination im Vordergrund.
3. Safety first: Sportanlagen und Ausrüstung kennen
Selbst die beste körperliche Vorbereitung auf eine sportliche Belastung kann in manchen Fällen keinen gänzlich ausreichenden Schutz vor Verletzungen garantieren. Viele potenzielle Gefahren lassen sich so zwar ausschließen, aber mitunter kommt es eben auch zu Unfällen oder Schädigungen mit nur bedingtem Eigenverschulden.
a. Risiken überall? Unfallherde von Sportstätten
Die wenigsten Sportler werden sich darüber Gedanken machen, aber dennoch kann ein nachlässiger Umgang mit den Sicherheitsaspekten von Sportstätten genauso zu Verletzungen führen wie die Ausübung selbst. Schon unzureichend beleuchtete Zugänge zu den Anlagen oder nicht kenntlich gemachte Stolperfallen können eine potenzielle Gefährdung darstellen.
Darüber hinaus sind selbstverständlich für die gesamte Infrastruktur einer Sportstätte die üblichen Sicherheitsbestimmungen einzuhalten. Hier ist vor allem an Steckdosensicherungen gegen Nässe, bruchfeste Materialien und dergleichen zu denken. Ist ein Geräteraum vorhanden, müssen nach Möglichkeit Markierungen und Hinweise für die korrekte Lagerung der Geräte angebracht werden, darüber hinaus muss deren Sicherung gewährleistet sein.
Auf diese Aspekte haben die Sportler selbst im Normalfall zwar wenig Einfluss, daher ist ein ausreichendes Maß an Aufmerksamkeit umso wichtiger, wenn es um das Erkennen eventueller Missstände geht. Nur so können diese behoben und als Gefahrenquelle ausgeschlossen werden.
b. Von Kopf bis Fuß auf Sicherheit eingestellt
Was wiederum jeder Sportler immer beeinflussen kann, ist die Vollständigkeit und Funktionstüchtigkeit der benötigten (Schutz-)Ausrüstung. So ist ein Helm eine unbedingte Grundvoraussetzung für die sichere Ausübung verschiedener Sportarten, beispielsweise beim Wintersport, aber genauso beim Klettern, Mountainbiken etc. Nicht erst der bedauerliche Unfall von Formel 1-Weltmeister Michael Schuhmacher hat gezeigt, dass ein Kopfschutz letztlich über Leben oder Tod entscheiden kann.
Hierzu ist selbstverständlich ein passgenauer Sitz notwendig, denn selbst bei einem Sturz oder Zusammenprall mit vergleichsweise moderaten 20 Stundenkilometern wirken bis zu zwei Tonnen Gewicht auf einen ungeschützten Kopf ein. Die Folge sind Hirnblutungen oder Schädel- bzw. Schädel-Hirn-Traumata von unterschiedlicher Schwere.
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Im Gegensatz zu den Vorgaben bezüglich der Schutzstandards von Helmen gibt es hinsichtlich der Helmpflicht vielfach keine verbindlichen Bestimmungen. Unabhängig vom Alter besteht zum Beispiel weder in Deutschland noch in der Schweiz eine Helmpflicht für Skifahrer; in Teilen Österreichs gilt die Skihelmpflicht nur begrenzt, bis zum vollendeten 15. Lebensjahr. Auch für Radfahrer gibt es weithin keine gesetzlichen Vorgaben, trotz der nachgewiesenen Schutzfunktion.
Beim Laufsport kann der Sicherheitsaspekt für die Gesundheit auf die Wahl der Schuhe heruntergebrochen werden. Besonders von Freizeitläufern wird dieser Faktor häufig unterschätzt, obwohl die Folgen für die Gelenke und schlimmstenfalls für Knie und Hüfte ganz erheblich sein können. So können überlastungsbedingte Schäden durch das Laufen in vielen Fällen auf falsches Schuhwerk zurückgeführt werden, die eventuell schon vorhandene Fehlstellungen noch negativ verstärken.
Ausschlaggebend ist einerseits die Fußform – Hohlfuß, Neutralfuß oder Knick-/Senkfuß – und andererseits die Fußstellung: Bei einer Unterpronation knicken die Füße zu stark nach außen, bei einer Überpronation zu stark nach innen ein. Dem kann mit den Laufschuhen entgegengewirkt werden, darüber hinaus hilft auch ein Ausgleichstraining bei der Korrektur.
Schuhe spielen natürlich auch beim Fußball eine entscheidende Rolle, Grund für Verletzungen ist in einem Drittel der Fälle aber die Qualität der Platzverhältnisse, meistens bedingt durch die jeweiligen Wetterverhältnisse der verschiedenen Jahreszeiten. Sowohl nasse und rutschige Plätze im Herbst wie auch die härteren, trockenen Böden im Sommer bergen Verletzungsgefahren.
Bezüglich der unterschiedlichen Risiken von Kunststoff- und Naturrasenplätzen haben Studien eine in vielen Bereichen geringere Gefährdung auf künstlichem Rasen ergeben. Das gilt für das generelle Verletzungsrisiko, aber auch für Muskel-Sehnen-Verletzungen im Speziellen. Die geringere Wahrscheinlichkeit von Bänderverletzungen auf Kunststoffrasen wird allerdings mit etwas geringerem Halt erkauft.
4. Mehr Sicherheit für das Miteinander: Regelungen, Initiativen und Orientierungshilfen
Neben dem Schaffen der körperlichen Voraussetzungen und dem Beachten der bestmöglichen Ausrüstung tragen auch das Einhalten von Regeln und das Beachten von Vorschriften zu deutlich weniger Verletzungen im Sport bei. Das alles kann aber selbst im besten Fall nur die Wahrscheinlichkeiten minimieren, gänzlich ausschließen lassen sich – insbesondere dort, wo Gruppen gemeinsam Sport treiben – Blessuren freilich nicht.
a. Sicherheitsförderung im Schulsport
Die Aufgabe des verpflichtenden Schulsports besteht darin, die Bewegungsfreude und die Bewegungssicherheit der Schüler zu fördern. Zugleich tragen Lehrer und das pädagogische Personal im Allgemeinen selbstverständlich die Verantwortung, für die körperliche Unversehrtheit der Kinder und Jugendlichen zu sorgen. Gesundheitsförderliches und sicherheitsbewusstes Bewegungshandeln muss deshalb von der technischen und organisatorischen Unfallvorbeugung begleitet werden.
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Das ist eine komplexe Aufgabe, denn es gilt eine Vielzahl von Dingen zu beachten. Der Bundesverband der Unfallkassen hat daher mit seinen Checklisten zur Sicherheit im Sportunterricht eine Orientierungshilfe erstellt, die für einen systematischen Ausschluss von Gefahrenquellen wertvolle Anhaltspunkte bietet.
Die Listen reichen inhaltlich von allgemein-organisatorischen Aspekten wie der Standortwahl der Lehrkraft für einen bestmöglichen Überblick über die Schüler bis hin zu sportartspezifischen Sicherheitsrisiken wie dem Vollführen von Dunkings per Minitrampolin im Basketballunterricht. Wie beim Thema Sicherheit von Sportstätten erscheinen auch auf dieser Liste einige Punkte banal, aber sie dienen schließlich nicht nur der Absicherung des Lehrpersonals in seinem Aufgabengebiet, sondern zugleich der Sensibilisierung der Schüler gegenüber möglichen Gefahrenquellen. Dazu zählen neben der korrekten Sportbekleidung und dem Verzicht auf Schmuck oder offene Haare ebenso sichere Sportgeräte – also beispielsweise Tore, die gegen Umkippen gesichert sind oder die generelle Überprüfung der Geräte auf ihre Funktionssicherheit – und eine sichere Sportanlage.
Sicherheit im Sportunterricht ist auch deswegen von so großer Bedeutung, weil die Folgen über die unmittelbaren Verletzungen hinausgehen können. Zu den körperlichen Konsequenzen tritt eventuell noch die psychische Belastung, die einhergeht mit der vermeintlichen Unzulänglichkeit des eigenen Körpers und dem Misserfolg vor Mitschülern. All das kann die Freude, sich an sportlichen Aktivitäten – und zwar nicht nur im Rahmen des Schulsports – zu beteiligen, langfristig beeinträchtigen. Andererseits gilt es demgegenüber einen gewissen Spannungsbogen zu erhalten, damit der Sportunterricht nicht als langweilig und überflüssig empfunden wird.
b. Kein Platz für Pistenrowdys
Verletzungen beim Wintersport sind zwar, wie schon erwähnt, nur zu einem relativ geringfügigen Teil auf Zusammenstöße von Skifahrern zurückzuführen. Allerdings kann rücksichtsloses Verhalten auch ohne einen direkten Kontakt zur Verunsicherung anderer Wintersportler und in der Folge zu Unfällen führen. Um einem solchen Auftreten einen Riegel vorzuschieben, gibt es eine Reihe von Regelungen speziell für das Miteinander auf der Piste. Dazu gehören:
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Die FIS-Verhaltensregeln
Die Verhaltensregeln des Internationalen Skiverbandes dienen in erster Linie dazu, die Wintersportler an ihre Eigenverantwortung für ein unfall- und verletzungsfreies Skierlebnis zu erinnern. Ein Großteil der insgesamt nur zehn Regeln bezieht sich auf die Rücksichtnahme gegenüber anderen Skifahrern, sei es mit dem allgemeinen Verhalten, dem Anpassen der Fahrweise an die eigenen Fähigkeiten und äußeren Bedingungen, dem richtigen Abstand beim Überholen etc.
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Die Stiftung Sicherheit im Skisport
Seit 1975 widmet sich die Stiftung Sicherheit im Skisport der Vorbeugung von Unfällen und der Aufklärung zum Thema Sicherheit und richtiges Verhalten im Wintersport. Dazu wird Unfallursachenanalyse betrieben, wissenschaftliche Untersuchungen und praktische Versuche helfen zudem bei der Entwicklung neuer vorbeugender Maßnahmen und unfallverhindernder Skiausrüstung.
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Die Schweizer Schneesportinitiative
Deutlich jünger ist der Verein Schneesportinitiative Schweiz, der sich seit 2014 schwerpunktmäßig der Förderung des Wintersports für Kinder und Jugendliche verschrieben hat, unter Einbeziehung der Schulen. Dazu werden Informationen und Lehrmittel zur Verfügung gestellt und Veranstaltungen angeboten. Eine wichtige Rolle spielen hierbei auch Sicherheitsaspekte.
c. Falls alle Prävention versagt
Sollte es trotz aller Vorbereitung dennoch zu einem Unfall mit Verletzungsfolge kommen, ist das Vorgehen nicht grundsätzlich anders als bei Autounfällen oder Unglücken im Haushalt. Auch auf der Skipiste oder dem Sportplatz gilt die Verpflichtung zur Hilfeleistung, wichtig ist hierbei aber vor allem, Ruhe zu bewahren, die Unfallstelle zu sichern und die eigene Sicherheit zu beachten. Nur so kann weiterer Schaden von dem Verletzten und den Helfern abgewendet werden.
Hilfreich für die unverzügliche Einleitung der Rettungskette bei Unfällen in ausländischen Skiregionen ist das Einspeichern der örtlichen Notfallnummer. Das Mitführen eines Pistenplans kann in dieser Hinsicht aber ebenfalls helfen und zudem die Identifizierung des Unfallortes erleichtern.
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Wer selbst von einer Verletzung betroffen ist, kann eine Verschlimmerung durch eine umgehende Befolgung der PECH-Regel verhindert werden: Mit Pausieren, Eis, Compression und Hochlagerung können Einblutungen und Schwellungen reduziert werden, vorausgesetzt die Maßnahmen werden rechtzeitig ergriffen. Danach gilt es in jedem Fall, Verletzungen jedweder Art vollständig auszukurieren, bevor mit dem Sporttreiben weiter gemacht wird. Hierbei empfiehlt sich ein systematisches Training, das den Körper langsam – unter anderem mit Dehnungs- und Kräftigungsübungen – wieder an die Leistungsfähigkeit vor der Verletzung heranführt. Dabei sind Pausen unerlässlich, damit es nicht mit dem Wiedereinstieg zu erneuten Beschwerden kommt.
5. Prävention in allen Belangen
Freizeitsport egal welcher Art sollte keinesfalls unterschätzt werden, denn selbst eine „leichte“ sportliche Aktivität wie das Joggen kann bei falscher Ausführung und Ausrüstung langfristige Schäden zur Folge haben. Wer sich auf die Anforderungen und Risiken der persönlich bevorzugten Sportart von Beginn an richtig einstellt, setzt sich im Normalfall sehr viel weniger der Gefahr einer ernsthaften Verletzung aus. Aber auch in diesem Fall kann das vorbereitende Training zu einer schnelleren Regeneration und einem leichteren Wiedereinstieg beitragen.
(, 02.05.2016 – )