Der Leitfaden «LICARA» richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen aller Branchen und hilft, mit einem systematischen Vorgehen Vor- und Nachteile von Nanomaterialien einschätzen und Entscheide zu deren Einsatz fällen zu können. Der Leitfaden kann auch als Verhandlungsgrundlage zwischen einzelnen Unternehmen der Wertschöpfungskette dienen.
Der Einsatz von Nanomaterialien kann zu neuen oder entscheidend verbesserten Produkteigenschaften führen. Die Industrie möchte die spezifischen Eigenschaften von Nanomaterialien für wettbewerbsstarke Produkte nutzen, aber auch Risiken für Mensch und Umwelt vermeiden. Viele Fragen zu Nutzen und Risiken von Nanomaterialien sind noch offen, die Europäische Gesetzgebung in diesem Bereich ist anspruchsvoll.
Die schweizer Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) hat im Rahmen des EU-Projektes «LICARA» zusammen mit der holländischen Forschungsinstitution TNO, dem Nano-Cluster-Bodensee und sechs weiteren Partnern aus der Industrie einen Leitfaden herausgegeben, der unter anderem Antworten auf folgende Fragen liefert:
• Wo und wie können Nanomaterialien nützlich sein?
• Was sind nanospezifische Risiken für Mensch und Umwelt?
• Welche gesetzlichen Grundlagen gibt es?
• Wie nachhaltig sind Nanoprodukte?
Ergänzend zum Leitfaden steht ein Excel-Tool, der «LICARA nanoSCAN» zur Verfügung, um Nutzen-Risiko-Abwägungen mit Nanomaterialien semi-quantitativ zu illustrieren. Der Leitfaden steht bei der Empa zum Download bereit; dort befindet sich auch der Link zum «LICARA nanoSCAN».
Sieben einfache Schritte zur ersten Entscheidungsgrundlage
Im «LICARA»-Leitfaden werden zunächst die Begriffe Nanopartikel, Nanomaterial und Nanoprodukt erläutert. Denn: Nicht alles, was mit «Nano» bezeichnet wird, enthält Nanopartikel. Daneben wird die rechtliche Situation erklärt. Werden Nanopartikel in Produkten in den Bereichen Kosmetik, Nahrungsmittel und Pflanzenschutzmitteln verwendet, sind die strengen Vorschriften zur Registrierung und Deklaration unbedingt zu beachten. Auch bei Produkten aus anderen Branchen gibt es Registrierungsvorschriften.
Die Schritte drei und vier widmen sich den Nutzpotenzialen der Nanomaterialien. Der fünfte Schritt zeigt, wie durch entsprechendes Produktedesign Sicherheit und Qualität der Produkte entlang ihres Lebenszyklus verbessert werden können. Schritt sechs umfasst den Stand der Forschung zu möglichen Risiken. Im letzten Schritt führt der Leitfaden potenzielle Nutzer schliesslich auf systematische Weise an eine erste Entscheidungsgrundlage heran, ob und mit welchen Nanomaterialien erfolgreich innovative Produkte entwickelt werden können. Diese Entscheidungsgrundlage kann auch genutzt werden, um mit Kunden, Lieferanten und Behörden effizient über das Produkt zu kommunizieren. Für eine weitere Vertiefung bietet sich im Anschluss der LICARA NanoSCAN an.
(Empa – Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, 11.12.2014 – AKR)